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4 Blocks: Staffel 1

von Robin Längert

Inmitten der nicht enden wollenden Welle an Serien sieht auch die deutsche Fernsehlandschaft ihre Chance und veröffentlichte 2017 die Neuköllner Gangster-Serie 4 Blocks. Anders als die vielen anderen deutschen Produktionen setzt die Serie einen hohen Wert auf Authentizität, was wohl auf den Cast zurückzuführen ist. Doch schafft die Milieustudie auch genügend Individualität und frischen, narrativen Wind? Wir nehmen die erste Staffel unter die Lupe.

Bestehend aus sechs Episoden á 50-60 Minuten erzählt uns die erste Staffel von 4 Blocks von einem Berliner Clan, der allmählich zu zerfallen bedroht. Kopf der arabischen Großfamilie ist Toni Hamady (Kida Khodr Ramadan), der nach zehn Jahren auf seinen alten Freund Vince (Frederick Lau) trifft. Während Abbas Hamady (Veysel) Vince gegenüber misstrauisch ist, heißt ihn Toni wieder herzlich Willkommen im Kiez. Was der Hamady-Clan jedoch nicht weiß: Vince ist ein Spitzel von der Polizei.

Es ist einer der ältesten Gangstergeschichten der Neuzeit und trotzdem ist sie es immer wieder würdig zu erzählen und neu zu interpretieren. Im Falle von 4 Blocks folgt sie ebenfalls einem altbekannten Schema, welches jedoch nur ein Mittel zum Zweck ist. Sieht man sich nämlich den Cast genauer an, findet man eine Handvoll Deutschrapper, die selbst aus dem Milieu stammen, seit Jahren darüber rappen und auch bereits im Konflikt mit dem Gesetz waren. Die deutlich umfangreichste Screentime hat Rapper Veysel, der bereits drei Jahre seines Lebens im Gefängnis saß. Neben ihm sind auch die Rapper Massiv und Gringo zu sehen, von denen der letztere einen Großteil der Tracks innerhalb der Serie gemacht hat, u.a. den Creditsong Nb4. Darüber hinaus wurde ihnen oft das letzte Wort bei den Dialogen gegeben, um keinesfalls verfälscht zu wirken. Das Resultat hat glücklicherweise mehr als funktioniert und beweist in dieser Hinsicht bereits die versprochene Dosis Glaubwürdigkeit.

Zu Beginn der ersten Staffel sollte man jegliche Vorbeurteilungen noch Ruhen lassen. Die ersten zwei Folgen erscheinen nämlich bezüglich ihrer Frische etwas abgenutzt. Zu schwer tut sich die Serie Identifikation zum Zuschauer aufzubauen. So fällt zu Beginn schneller die Vertrautheit der Story auf, die spätestens ab der dritten Folge weniger negativ heraussticht. Ab dort sind es die Figuren und ihre Dramaturgie, die das Augenmerk der Serie gewinnen und den Fokus auf die bloße Kiezreflexion mildern. Ebenso steigt auch das Erzähltempo enorm von Episode zu Episode, was bei Serien oft goldwert ist. Doch dort waren die Macher etwas zu voreilig und verlieren ein leichtes Gefühl zu einige Subplots, die entweder zu belanglos oder zu schnell erzählt erscheinen.

Die drei Hauptfiguren haben zweifelsohne die perfekte Zeit innerhalb der sechs Episoden, um sich vorzustellen und zu entwickeln. Ausbaufähig ist das jedoch bei einigen anderen Charakteren, u.a. bei dem von Massiv gespielten Latif Hamady, dessen Rolle angeblich für die zweite Staffel größer ausgelegt werden soll. Wünschenswert ist das allemal, zudem der Kult-Rapper und seine Darstellung des Clan-Mitglieds eine sehr außergewöhnliche Bildschrim-Präsenz besitzen. Nichtsdestotrotz haben alle Charaktere ihre eigenen, denkwürdigen Szenen, genauso wie die Serie selbst sich mit der sich zuspitzenden Gewalt qualitativ ins Gedächtnis brennt (für Kenner der Serie ein Wortspiel). Nebenbei sollte keinesfalls die einschüchternde, beinahe mystische Erscheinung des Ur-Paten vergessen werden, die mitsamt ihrer atmosphärischen Dichte zu den Höhepunkten der ersten Staffel zählt.

4 Blocks kann stolz von sich behaupten, dass es sowohl von Szenenkennern als auch von nicht involvierten Zuschauern gleichermaßen Zusprüche erntet. Der Sound und der Cast stimmen vollends überein – und das sind die vielleicht wichtigsten Zutaten einer deutschen Hip-Hop-/Gansgterserie. wie es sie zuvor noch nie gab. Wir dürfen gespannt auf zweite Staffel sein, die dieses Jahr im Oktober auf TNT Serie ausgestrahlt wird.

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Alle Bildrechte obliegen dem Verleih ©eye see movies (AV Visionen).

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2 comments

friedlvongrimm 17. Juli 2018 - 16:38

Was sagst du zu den Protagonistinnen? Zum dargestellten Berlin und den sozialen Kommentaren?
Ich persönlich habe die Staffel letztes Jahr auf Sky mitgenommen, als die dritte Staffel “Twin Peaks” lief. (Ansonsten würde ich das Streamingportal niemals freiwillig über mich ergehen lassen) Ich wusste nix von der Handlung, freue mich aber eigentlich immer, wenn man bei deutschen Produktionen nicht sofort die Krise bekommt aufgrund der Dialoge oder Optik und war ziemlich drinne. Schade, wenn es nach dem ganzen Hype jetzt nicht so eine Wirkung hat. Hatte das Staffelfinale mit einer Freundin geschaut und wir haben erst in der letzten Hälfte gerafft, dass es wohl das Finale ist, vollkommen fertig mit den Nerven. *lach*

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Robin Längert 25. Juli 2018 - 16:30

Die erste Staffel ist tatsächlich sehr straff erzählt mit 6 Episoden. Ist als “Fingerübung” vielleicht auch gar nicht so schlecht. Die Kalila Hamady wurde unfassbar gut geskriptet und dargestellt. Da hat Maryam Zaree die mitunter beste Leistung des Casts geleistet. Die Rolle der Amara könnte zwar etwas ausgebessert sein, aber ich nehme mal an, dass sie in Staffel 2 mehr Raum bekommt, da Massiv selbst auf jeden Fall mehr Screentime kriegt. Neukölln wurde sehr realitätsnah dargestellt!

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