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Amsterdam

von Sean Theumer

David O. Russel macht David O. Russel Sachen indem er einmal wieder einen unfassbaren Output an Stars versammelt hat. Doch in Amsterdam scheint das nicht so zu funktionieren, denn der Film ist unglaublich gefloppt in den USA und der Kritikertenor ist gelinde gesagt ernüchternd. Und leider haben die Vorboten recht gehabt, denn was in Amsterdam passiert ist wirklich ärgerlich.

Das liegt nicht nur an der Tatsache, dass so viel Talent vor und hinter der Kamera gegeben ist, aber keiner hatte wirklich Bock an der Sache, sondern auch die Inszenierung jener Figuren. Besonders in den ersten 20 Minuten gibt etliche Male den gleichen Szenenablauf für einen Charakterreveal. Da hier ja jeder Spacko mit einem prominenten Namen besetzt ist, drehen sich die Personen aus dem Off in die Kamera und dann verharrt die sie zwei Sekunden lang vor der Linse, damit der Zuschauer sagen kann: Oh guck mal den kenne ich ja.

Das nimmt mittlerweile parodistische Zwecke an, denn es erschließt sich mir nicht, wieso man für mitunter Sekundenauftritte einen populären Namen verwenden muss, wenn nicht mal die drei Hauptdarsteller wirklich Bock haben. Gefühlt jeder spielt auf Sparflamme, agiert lustlos und unaufgeregt, auch wenn Christian Bale sich noch große Mühe gibt. Taylor Swift zeigt wieso sie besser Musik machen sollte, Robert de Niro schafft seit Jahren nur noch einen Gesichtsausdruck, Zoe Saldana verpufft in ihren zwei Minuten nur, Rami Malek und Anya Taylor Joy sind nicht so präsent wie sonst, aber eine bloße weitere Aufzählung von Namen und deren abgerufene Leistung ist nicht Ziel dieser Review.

Denn auch wenn in der großen Masse niemand schafft so richtig aus dem Schatten zu treten, kann ja vielleicht die Handlung noch etwas retten. Aber auch das geht hier nicht. Denn auch wenn der eigentliche Aufhänger (der Mord) dessen Zeuge Bale & Washington werden recht früh passiert, springt der Film dann nochmal eine halbe Stunde ins Jahr 1918 zurück um die Dynamik der beiden mit Margot Robbie zu erörtern. Und tatsächlich ist es dieser Aspekt der am besten funktioniert, denn die Buddy-Komödie zwischen den Dreien die immer mal wieder vorkommt ist niedlich und verspielt. Zu schade nur, dass irgendwo auch noch ein Verschwörungsplot und eine verschrobene Komödie stattfinden soll.

Während man Amsterdam sieht, kommt man nicht drum herum sich immer wieder zu fragen, wie die Umsetzung von Wes Anderson gewesen wäre. Bei den ganzen Symmetrien im Bild wäre der verrückt geworden vor Freude, aber dann hätte man auch ein gutes Timing für die Witze. Emmanuel Lubezki hätte weitaus verspielter mit seinen wilden Kamerafahrten hantieren können (die sind hier im Film merkwürdigerweise komplett zerschnitten und springen von Dollyfahrten plötzlich in statische Einstellungen oder drehen sich einfach ziellos um die Charaktere) und das gesamte Erlebnis von Amsterdam wäre angenehmer.

So bleibt eine Komödie die nicht witzig ist, ein Star-Ensemble das keine Lust hatte, ein Verschwörungsplot der so desinteressiert und vorhersehbar runtergespült wird und sich ewig lang auf 136 Minuten erstreckt und immer kleinere Lichtblicke dazwischen. Ein Film, der so die langweiligste Form hat die möglich gewesen wäre mit so viel verschenktem Potenzial an jeder Ecke. Es wäre schön wenn David O. Russel wieder Filme macht und keine Star-Showcases.

Die Bildrechte obliegen dem Verleih ©The Walt Disney Company

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