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Blackout – Im Netz des Kartells

von Sean Theumer

Jetzt wo Bruce Willis bekannt gegeben hat, dass er an Aphasie leidet, ist es nur logisch, dass er in den vergangenen Jahren meist nur noch sein Gesicht für zwei Minuten in die Kamera diverser Direct to DVD Filme gehalten hat, die qualitativ meist unterste Schublade waren. Diese tragische Entwicklung wurde glücklicherweise wohlwollend aufgenommen und es sei ihm gewünscht, diese Krankheit doch nicht mit kompletten Sprachverlust durchzustehen und vielleicht nochmal zu alter Leinwandstärke zu finden. Doch was hat das mit Blackout – Im Netz des Kartells zu tun, schließlich spielt Bruce Willis hier doch gar nicht mit?

Er wirkt qualitativ genau so dreckig wie die letzten Outputs und Josh Duhamel schafft es trotz Dialogen noch weniger Präsenz auszustrahlen wie Bruce Willis in den schlimmsten Zeiten. Das Problem dabei liegt natürlich nicht ausschließlich an seinem fehlenden Charisma, sondern daran, dass Blackout – Im Netz des Kartells wirkt wie das gefilmte Abschlussprojekt einer neunten Klasse, die im Fach Medieninformatik sämtliche Klischees von Gangsterthriller genommen und diese mit einem Unterklasse-Camcorder mitsamt aller Stereotypen umgesetzt.

Dass Filme nicht viel Geld kosten müssen um visuell und inszenatorisch umhauen zu müssen ist kein Geheimnis. Leigh Whannell schuf mit Upgrade einen Science Fiction Film, der nicht nur inhaltlich besser umgesetzt war als Genom, sondern auch noch tausend Mal besser aussah. Hier hat man jetzt tatsächlich allerhand Starpower im Schlepptau die so gar nicht wirken, als hätten sie mehr als einen Gehaltscheck gesehen. Abbie Cornish und Nick Nolte kennt man als Film, aber gerade letzterer hat überhaupt keinen Bock auf die Chose und wie soll er auch. Es beginnt mit einer furchtbar geschnittenen Verfolgungsjagd, einem Autoüberschlag und zack liegt Cain im Bett eines Krankenhauses ohne eine Erinnerung an das was geschehen ist oder wie seine Liebsten aussehen. Doch das böse Kartell, das ihn gejagt hat ist bereits im Krankenhaus und die Fluchtmöglichkeiten sind rar.

Was jetzt klingt wie ein knackiger 90-Minüter wird enttäuscht sein, denn auch wenn Regisseur Sam Macaroni (kein Scherz) bei John Wick bei John Wick 3 unter Additional Crew gelistet ist, könnte man ja davon ausgehen, dass er von Action was versteht. Klar, auch hier gibt es Prügeleien und Schießereien mit dem Einsatz von schlechtem CGI Blut, aber das ist alles so dilettantisch gegradet, geschnitten und vor allem gefilmt, dass einem die Augen aus dem Gesicht schießen. Kein Schlag besitzt einen Impact, keine Kamerafahrt sprüht von kinetisch um diesen simplen Thrillerschrott zumindest auf ein Qualitätslevel zu heben. Gerade die frühen Handkantenverteilungen vermitteln den Eindruck, dass keine Zeit da war und der erste Take genommen wurde.

Und da sind wir doch alle besseres gewohnt. Überraschungen gibt es keine nennenswerten, da der Twist bereits am Anfang vorhersehbar ist und alles so klischeehaft nach Schema F heruntergerattert wird, das kaum jemand Spaß haben wird. Fans der Schauspieler sehen gelangweilten Arbeitnehmer, Actionfans werden verblüfft sein wie schwach man Action inszenieren kann und Freunde von ruppigen Kartellthrillern werden sich Ärgern weil sie jedes Motiv schon besser erlebt haben. Wem kann man Blackout – Im Netz des Kartells jetzt also noch empfehlen? Vielleicht Film-Masochisten die glauben alles gesehen zu haben. Eine Grenzerfahrung ist das hier definitiv, aber nicht im Sinne von kräftezehrenden impulsiven 90 Minuten, sondern eben als Paradebeispiel wie man es als Filmemacher nicht machen sollte.

Die Bildrechte obliegen dem Verleih ©Capelight Pictures

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