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Der Exorzist

von Robin Längert

William Friedkin inszenierte nach seinem Oscar-überhäuftem Cop-Thriller French Connection alias Brennpunkt Brooklyn den skandalösen Roman Der Exorzist von William Peter Blatty. Dieser schrieb auch das Drehbuch für die Verfilmung, welche im Jahre 1973 weitaus größere Diskussionen auslöste als das Buch selbst; Neben dem höchstem Einspielergebnis des damaligen Kinojahres erreichte das Horrordrama auch den Status des Skanalfilms. Grund genug, um endlich ein Teil unserer Frights zu sein.

Friedkin schien wohl die atmosphärische Kälte seines Vorgängerprojektes zu gefallen, um die im Herbst angesiedelte Literaturverfilmung mit einer solchen Hingabe zu inszenieren. Seine ruhige Handschrift ist der Schlüssel für jenen hochqualitativen Regiestil. Der Horror kommt dabei schleichend in das harmonische Familienleben der Familie MacNeil. Doch wie in so vielen Horrorfilmen handelt es sich um brodelnde, unter Verschluss haltende Prozesse, die ihren langsamen Weg ans Licht suchen. Im Falle der zwölfjährigen Regan ist das diabolische Szenario auch als eine schwere Verarbeitung der Trennung ihrer Eltern zu verstehen – vielleicht sogar beruhend auf ehemalige, häusliche Gewalt.

Der entscheidende Schritt von Der Exorzist ist es, die Gräueltaten erstmals auszusprechen. Dabei nimmt Friedkin keinerlei Rücksicht auf bekannte Gewohnheiten des Horrorgenres und lässt jeden Grusel in explizite Gewalt- oder Ekelakte zuspitzen. Das mag damals ein Schock gewesen sein, doch hat es heutzutage einen erheblichen Eindruck seiner Wirkung verloren. Nichtsdestotrotz mag der Film aufgrund seiner keinerlei zarten Bilder in gewisser Weise zu beeindrucken, ganz besonders wegen des schaurigen Make-Ups. Sein weiterhin faszinierendes Filmerlebnis basiert jedoch am ehesten auf die Balance zwischen intensiver Bildästhetik und dem ausgewogenem Erzählstil, welcher großes Interesse an Geschichte und Charaktere aufweist. Dies mag gegenüber den Event-geilen Schockmomenten am meisten überraschen.

William Friedkins Der Exorzist polarisiert heute noch. Zwischen Mitverursacher für die Verrohung der Sehgewohnheiten von Gewalt und Mitbegründer revolutionärer Erzähltechniken gehört lediglich die hochwertige Bildkomposition zum einstimmigen Kanon. Dass es zudem ein einfühlsames Familiendrama ist, sollte keineswegs vergessen werden – von der Stärke des Casts mal ganz zu schweigen.

Empfehlenswert für Halloween, weil dieser herbstliche Horrorklassiker in keine Jahreszeit besser passt. Noch dazu hat atmosphärisches Kulturgut noch nie geschadet, auch wenn es für manch einen etwas zu entschleunigt sein mag.

Alle Bildrechte obliegen dem Verleih ©Warner Bros.

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