Home Specials Die 10 besten Filme des Jahres | Sean

Die 10 besten Filme des Jahres | Sean

von Sean Theumer

Die goldenen Verlierer

Contents

 Nerve (Ariel Schulman, Henry Joost)

©Studiocanal

Was im Trailer noch wie eine klischeehafte Jugendbuchverfilmung aussah, konnte mich auf großer Leinwand tatsächlich mehr als überraschen. Und damit möchte ich direkt den Anfangssatz der Kritik meines Kollegen Victor zitieren: Überall sind Netze, aber keins fängt dich auf. Auf der Suche nach dem großen Kick legt man sich unter Züge, versucht Polizisten die Waffen zu klauen oder hängt sich an Kräne um der Popularität einen Kick zu geben. Datenströme & Clouds erfassen all unsere Virtuell angegebenen Informationen, um sie sich zunutze zu machen. Nerve beginnt wie ein üblicher Young Adult und verschreibt sich allen Regeln des inszenatorischen Standards. Ein breit gefächerte Palette an popkultureller Musik, das bloße Abfeiern der waghalsigen Aktionen und eine offensichtliche Liebesgeschichte. Fortlaufend jedoch wird der Film undurchsichtiger und radikaler, um schlussendlich der Generation die er anfänglich versucht anzusprechen mit voller Wucht den Mittelfinger ins Gesicht zu zeigen. Nerve ist toll visualisiert, optisch umwerfend und erfrischender Ausgewogenheit an statischer und schwebender Kamera, die es mithilfe von Inszenierungskniffen schaffen Dynamik und Intensität aufzubauen, die in der Leiterszene seinen Höhepunkt findet. Nerve ist eine der größten Überraschungen des Kinojahres. Reduziert auf das wesentliche ohne sich mit zu langer Exposition zu strecken, optisch umwerfend und mit nötiger Konsequenz am Ende, die leider aufgrund des Ratings zahmer ausfällt als erhofft. Nerve verdient eine Chance und wer keine Lust hat, sein Geld dafür auszugeben, sollte unserer Seite vielleicht treu bleiben, denn eventuell gibt es im Januar etwas zu gewinnen!


Batman v Superman: Dawn of Justice

(Zack Snyder)

©Warner Home Video

Wie bereits zu Beginn erwähnt, wurde BvS mit miserabelsten Wertung abgestempelt und mit bestimmten Mängeln eingestuft, die eine mutlose Firma (die nebenbei mit Captain America: Civil War den schlechtesten Film des Jahres abgeliefert hat) seit Jahren provoziert. Eine Comicverfilmung muss lustig sein und zugänglich für kleinere, so einige Kritiker. Zugegeben, man muss Fan von Zack Snyder sein, um Gefallen an BvS zu finden, aber gerade der Mut, den man hier aufbringt sollte eine Chance bekommen. In seinem 182 minütigen Mammut-Ultimate-Cut zieht man alle Register. Offenbar hängen viel zu viele Leute an dem epischen Konstrukt von Christopher Nolan und kreiden destruktive Überladenheit an, während sie bei den unübersichtlichen Kämpfen der Schablonenavengers in durchnässten Windeln ausharren müssen, da Marvel auf dem Produkt steht. Da hat der Zack Snyder gelernt, dass man ein Monstrum von Film aufstellen kann , indem man die Action häppchenweise dosiert und den Konflikt beider Parteien nicht nur in stumpfes Gedrosche konvertiert. Der Film interessiert sich nämlich für seine Protagonisten, stellt Batman als fragilen (Anti-)helfen dar und lässt ihn in erschreckender hassgetriebener Brutalität handeln, während Superman probieren, sich nach der Metropolitan Katastrophe zu resozialisieren. Getrieben durch ganz eigenwilligen Stil, wird ein neues Universum aufgebaut, fernab der epischen Narration eines Christopher Nolan, was gut ist. Snyders Version ist ein ausgelassener harter Superheldenfilm, der sich durch visuelle Opulenz erzählt und nebenbei als Prolog der Justice League fungiert, in seiner Action (bis zum Finale) wirklich bodenständig ist, und sich nicht an einer vorgeschriebenen Zielgruppe orientiert. Hier ist ein Film ohne Studiovorgabe entstanden, ein sicherlich vollgepacktes Projekt in das jedoch viel Herzblut investiert wurde, um die Wunschvorstellung zu visualisieren und inszenieren. Ein ruppiger Fiebertraum mit Eiern in der Hose. Einer der besten Superheldenfilme der letzten Zeit.


The Invitation (Karyn Kusama)

©Pandastorm

Vielleicht ist es bei The Invitation der Überraschungseffekt, der von der Regisseurin ausgeht, denn die Vita von Karyn Kusama ist alles andere als hochwertig. Neben ihrem anständigen Debüt “Girl Fight” konnte sie weder mit Aeon Flux, noch mit Jennifer Body gute Filme, sowie profitable Einspielergebnisse einfahren. Dafür gelingt es ihr umso mehr, mit ihrem hochspannenden Slowburner “The Invitation” ein kleines Meisterwerk zu erschaffen! Eine perfekte Gratwanderung zwischen Paranoia und Terror mit  Suspense, auf den selbst Hitchcock stolz wäre. Auf langsame Narration gedrosselt, entdeckt der Zuschauer gleich dem Protagonisten das Geheimnis, welches sich glücklicherweise erst im eskalierenden Finale offenbart. Vorher werden falsche Fährten gelegt, die Inszenierung spielt mit Geräuschen, Schatten, Einbildungen? und halten die Spannung und Unbehaglichkeit auf hohem Niveau, bevor es im Finale zur Konfrontation kommt und der Thriller sein Gefilde in bestes Terrorkino wechselt. The Invitation funktioniert am besten, wenn man weder Inhalt noch Trailer kennt, denn wie sich das Grauen häppchenweise heranschleicht und mit solch einer effektiven Wirkung zuschlägt, hat man lange nicht mehr gesehen. Ein sich langsam aufbauender Thriller, der es wirklich in sich hat. Große Empfehlung für jeden Leser und abrufbar auf NETFLIX.


Related Articles

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.