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Dirty Harry kommt zurück

von Marc

Clint Eastwood-Retrospektive #10

Dirty Harry ist wieder da! Im nun vierten Film der Reihe ist der skrupellose Polizist auf der Jagd nach einem Mörder, der einen Rachefeldzug gegen ehemalige Peiniger gestartet hat. Harry Calahan sieht sich konfrontiert mit Fragen um Gerechtigkeit, und muss selbst entscheiden, in wieweit man von rechtem Handeln sprechen kann.

Die Geschichte wirkt grundsätzlich nicht unheimlich kompliziert und neuartig. Das ist sie nämlich auch gar nicht. Im Gegenteil. „Dirty Harry kommt zurück“ erzählt eine bereits hunderte Male geschilderte Story, mit allem was dazu gehört. Gut, jetzt kann man natürlich sagen, dass auch die vorherigen Teile der Reihe sich nicht gerade durch Komplexität auszeichneten, aber zumindest lieferten sie doch ein gewisses Best-of des Actiongenres. Hierbei versagt der Teil der Reihe bereits, denn „Dirty Harry kommt zurück“ versucht, mitzuschwimmen auf der Erfolgswelle der 007-Filme der 80er-Jahre. Tatsächlich wirkt alles, was dem Zuschauer geboten wird, wie lauwarm aufgewärmte Mittelkost. Der Humor ist stark erzwungen und zudem vorhersehbar, die Action fern von Realismus und wenig innovativ, sämtliche Klischees des Handbuchs für 08/15-Verfolgungsjagden werden erfüllt (wie den Protagonisten eifrig anfeuernde Senioren) und in den gerade unwichtigsten Szenen dreht der Film die Spannungsschraube so unnötig feste an, dass man eigentlich, nach Auflösung derer, das ganze Interesse am Film verliert. Eben ganz so wie in den Bond-Filmen mit Roger Moore in der Hauptrolle.

Doch „nur“ ein plumper Actionfilm ist „Dirty Harry kommt zurück“ dann auch wieder nicht. Denn in Eastwoods erster Regiearbeit der Reihe wirft er einen genaueren Blick auf den Protagonisten, bzw. darauf, ob dieser sich bewusst ist, welch‘ moralisches Dilemma durch seine Methoden entsteht. Bislang in der Reihe stand stets Harry Calahan als cooler, Selbstjustiz betreibender Cop im Vordergrund, dessen Methoden, nun ja, doch etwas „speziell“ sind, aber dennoch in Ordnung gehen. Im nunmehr vierten Teil der Reihe wird erstmals ein Stück weit das Handeln des Protagonisten angezweifelt. Zwar feiert der Film Calahan während der gesamten Laufzeit trotzdem derbe ab, doch der neu ins Spiel geworfene Antagonist, zumindest wenn man es ganz objektiv so betrachtet, spiegelt in gewisser Weise Harry selbst und dessen Weltverständnis wieder. Dieser Antagonist befindet sich auf einem Rachefeldzug, den Weg hinter sich mit Leichen pflasternd. Dem Zuschauer wird dabei relativ schnell das Motiv deutlich gemacht, zudem werden massenhaft Sympathien dem Antagonisten gegenüber verteilt. Als es letztendlich zu der Frage kommt, wie man nach Beendigung der Rache mit jener Situation der Morde fortfahren soll, bzw. die Frage aufgeworfen wird, was genau eigentlich Gerechtigkeit ist, rückt Harry Calahan selbst ins Rampenlicht. Er weiß zwar, dass dieser Rachefeldzug seiner eigenen Ansicht nach für Gerechtigkeit gesorgt hat, obwohl man juristisch gesehen nun eine Straftat zu richten hat. Hin und her gerissen zwischen Gesetz und eigenen Prinzipien muss Harry sich entscheiden. Schlussendlich bleibt Harry Calahan sich selbst treu, was eine gewisse Stärke seines Charakters demonstriert, aber auch, dass Calahan sein eigenes Handeln als juristisch und moralisch nicht zu vertreten einsieht. Diese Einsicht zeichnete sich in den bisherigen Filmen noch nie so recht ab.

„Dirty Harry kommt zurück“ ist als reiner Actionfilm eher eine schwache Nummer, jedoch als Ergänzung der Reihe durchaus sehenswert. Es sei allerdings geraten, bereits die vorherigen Filme gesehen zu haben, da andernfalls der vierte Film der Reihe auch nicht durch die Anzweiflung des Charakters Harry Calahan punkten kann.

Alle Bildrechte obliegen dem Verleih © Warner Bros.

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