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Eraserhead

von Robin Längert

Es ist nun endlich so weit. Lange mussten wir auf ihn warten, aber heute gehen endlich unsere kühnsten Albträume in Erfüllen. Zum Stichwort Albträume haben wir natürlich auch den geradezu perfekten Film für euch und für die schönste Nacht des Jahres: Zum diesjährigen Halloween gibt es mal wieder mehr Saures als Süßes, denn unser krönender Abschlussfilm, Eraserhead von David Lynch, sorgt sicherlich für keinen angenehmen Beigeschmack. Hier darf verzweifelt, geekelt und deprimiert werden.

Als wäre es der Ur-Lynch, an dem sich nicht nur moderne, wie auch Größen der Filmkunst orientierten (Stanley Kubrick, Tim Burton oder David Cronenberg), scheint es auch jener Urknall zu sein, der sein Erbgut an alle kommenden Filme des Surrealisten weitergab. Würde man all seine nach Eraserhead folgenden neun Spielfilme in einen Topf werfen, würde das servierte Gericht identisch zu seinem Debütfilm sein. Das kann durchaus kritisch betrachtet werden, da sich Lynch mit dieser Aussage nie wirklich neu gefunden hätte, doch ist es gleichermaßen unfassbar beeindruckend, wie definiert damit die Kunst von David Lynch ist.

Eraserhead schöpft die Audiovisualität des Mediums in kostbarsten Zügen aus. Seine Atmosphäre wird von den pessimistischen Schwarzweißbildern beherrscht, wie auch von dem (im wahrsten Sinne des Wortes) berauschenden Sounddesign, welches eine stetige Unruhe hervorruft. Nie kommt der Protagonist Henry seelisch zur Ruhe. Immer ist eine Last, ein unaufhaltbarer Druck auf seinen Schultern zu spüren, die an jeder Lebenskraft und Zufriedenheit zerren. Mit jener Last kam auch die Missgeburt, eine monströse Junggestalt, die gleichermaßen zur Selbstfindung des isolierten Industriearbeiters dient.

Es sei jedem selbstverständlich gestattet den Film mit seiner eigenen Interpretation zu sehen, da Eraserhead letztlich nach keiner einheitlichen Meinung fragt. Interessant ist trotzdem der autobiographische Bezug der Geschichte. Schließlich zog Lynch in der zweiten Hälfte der 60er Jahre selbst in ein Industriegebiet, wo er in einer hochkriminellen, heruntergekommenen Gegend seine neugeborene Tochter ihre ersten Jahre über aufzog. Eraserhead kann damit als albtraumhafte Verarbeitung seiner Lebensjahre in Philadelphia verstanden werden, die mit der zerstörerischen Macht des Unterbewusstseins zu jenem pechschwarzen Film werden konnte.

Neben all den anderen Filmen von David Lynch scheint sein Debüt formvollendet zu sein. Wie hier mit dem zerstörerischen Gefühl von Besorgnis und Hilflosigkeit umgegangen wird ist im Mix mit den pechschwarzen Bildern ein wahrer Oculusschmaus, wie auch ein unvergessliches Erlebnis für die Emotionalität. Insofern man sich dem sperrigen Erzählstil öffnen kann, wird man mit einem psychodelischen Schwarzweiß-Trip beschert, der zu begeistern weiß.

Empfehlenswert für Halloween, weil kaum ein anderer Film von einer finstereren Bildästhetik beherrscht wird. Wer Schwarz liebt, wird sich in diesem Film verlieren. Nachdem die diesjährigen 31 Days of Fright wiedermal ein bunter Mix aus modernem Indie-Horror, Arthaus-Grusel, Psycho-Dramen und nachgeholten Klassikern war, ist mit Eraserhead hoffentlich ein zufriedenstellender Abschluss der 5. Frights gefunden worden. Wir wünschen euch ein unvergessliches Halloween und eine Nacht, die ihr nie vergessen werdet.

Alle Bildrechte obliegen dem Verleih ©Studiocanal.

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