Headshot

von Sean Theumer

Es kommen wieder gesichterdeformierende Handkanten aus Indonesien. Die Mo-Brothers, die bisher Aufmerksamkeit mit Killers und Macabre erzielten, inszenieren mit Headshot Action, wie wir sie aus The Raid kennen. Fern von irgendwelchen amerikanischen Gewohnheiten direkt in die Schnauze und das sogar so rabiat, dass die FSK nur eine Spio JK ohne schwere Jugendgefährdung vergeben durfte. Das sollte direkt als Warnung für Zartbesaitete fungieren, denn hier geht ordentlich die Post ab. Grafische Verstümmelungen, offene Brüche, komplett zweckentfremdete Körper und pure Lust an Gewalt.

Verpackt, oder besser: Aufgeblasen wird die routinierte Abfolge von superb choreografierten Kampfszenen mit einer simplen Geschichte, die mit ihren 118 Minuten jedoch weitaus zu unterambitioniert ist. Irgendwo zwischen der Basic-Storyline von Jason Bourne  in Paarung mit der Intensität von The Raid rankt sich Headshot ein und möchte sowohl mit Geschichte, als auch mit Action überzeugen. Das Problem dabei ist jedoch, dass gerade zum Finale eine höchst emotionale Note funktionieren soll, die jedoch aufgrund von blasser Charakterzeichnung und zu später Aufklärung an Wirkung verliert. Der durchtrainierte Mann ist auf der Suche nach seinen Erinnerungen, die pflegende Ärztin, auf die er ein Auge geworfen hat wird entführt und er versucht nun alles um sie zurückzubekommen.

Headshot Film 2016

Die Inszenierung verfolgt dabei einen stringenten Ablauf von Handkantenkonfrontation zu Handkantenkonfrontation und haut eine Actionszene nach der Nächsten raus. Diese Action hat jedoch erneut Ausmaße, wie wir sie aus dem europäisch/amerikanischen Genrefilm überhaupt nicht kennen. Aufwändige Choreografien, bestialische Brutalität und eine dynamisch schlängelnde Kamera, die das Gefühl vermittelt, als würde man sich als unsichtbare Drittperson durch den Überlebenskampf manövrieren. Headshot beginnt direkt mit einem umwerfenden One-Shot in einem Gefängnis, der richtungsweisend für den gesamten Film ist. Ohne Rücksicht auf Verluste (Frauen,Männer) wird hier bis zum Tod gekämpft.

Das ist stellenweise abstoßend brutal (immerhin hatten die Mo´s in Macabre und Killers auch saftige Gewalteinlagen), macht Headshot jedoch zu einem astreinen Actionfilm. Denn wann immer sich ein Kampf anbahnt, liefert er genau das, was wir sehen wollen. Die Entscheidung, die Kämpfe nicht großskaliert anzulegen, kommt dem Gesamteindruck hier nur zu Gute. Headshot ist immer dann ein toller Film, wenn er seine Action in höchster Qualität zeigt. Wenn er sich auf seine Geschichte und seine Charaktere konzentrieren möchte, geht ihm schnell die Luft aus. Eine Straffung auf knapp 100 Minuten hätten der Dynamik definitiv kein Abbruch getan. Dennoch gibt es eine absolute Kaufempfehlung für Freunde des Genres, denn bis wir diese Klasse endlich aus unserem Kino gezeigt bekommen, dürften noch etliche Jahre ins Land gehen.

Headshot Steelbook

Die Bildrechte obliegen dem Verleih ©Koch Films

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