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Im Auftrag des Teufels

31 Days of Fright 2022 – Tag 6

von Robin Längert

Es waren die letzten Jahre des 20. Jahrhunderts. Unter den weltweiten Top 25 des Jahres 1997 waren lediglich sechs Franchise-Beiträge vertreten. Zu denen gehörten Vergessene Welt: Jurassic Park, Der Morgen stirbt nie, Bean, Batman & Robin und Alien – Die Wiedergeburt. Ganz unten, auf dem 25. Platz, befindet sich ein gewisser Horror-Blockbuster namens Im Auftrag des Teufels mit Hollywood-Stars Keanu Reeves und Al Pacino in den Hauptrollen – unser heutiger Beitrag für die 31 Days of Fright.

Kevin Lomax (Keanu Reeves) ist ein unbesiegter Anwalt unten in Florida. Sein Erfolg macht sich ebenfalls in New York City zu sprechen, wo ihn John Milton (Al Pacino), der Chef einer einflussreichen Anwaltskanzlei, treffen möchte. Die Bedingungen und Aussichten ziehen den jungen Anwalt gemeinsam mit seiner Frau Mary Ann (Charlize Theron) zum Big Apple, wo das Pärchen schleichend von dämonischen Kräften unterwandert wird.

Waschechter Horror war schon immer gefährliches Terrain für einen 52 Million Dollar-schweren Blockbuster. Außer, er ist selbstverständlich Teil eines erfolgreichen Franchises. Grund genug, um bei Im Auftrag des Teufels keinen allzu großen Fokus auf das Grauenerregende oder Albtraumhafte zu legen. Stattdessen fokussiert sich Taylor Hackfords Regie auf den verführerischen Glanz der Weltmetropole. Altbekannte Hollywood-Einstellungen und Postkarten-Motive werden in einen teuflischen Kontext verwickelt, um mit dem sagenumwobenen Image der Stadt zu spielen.

Inmitten dieser überaus langen, wenn nicht sogar zu langen Geschichte (144 Minuten!), geben sich mit Reeves, Pacino und Theron drei Topdarsteller die Hand, die für den gesamten Film zweifellos unverzichtbar sind. Dabei ist die Überlänge gleichermaßen Fluch und Segen, während das Character Development genügend Wirkung erzielen kann, jedoch einzelne Passagen zu literarisch erzählt wirken und ein wenig an Intensität rauben. Doch das mag nur eine Art Genrekritik sein. Vielmehr zeichnet sich durch die erzählterische Ausführlichkeit die Kernthematik des Filmes heraus: Macht.

Während „der Teufel“ einen Einfluss auf das juristische Recht und Unrecht verübt, ist es Kevin, der jenem System folgt und zu weiteren Ausübungen verhilft. Schon früh wird Kevins Funktion in all dem klar – grandios aufgezeigt in der Opening Scene. Hier wird nicht nur bereits das beeindruckende handwerkliche Können des Filmes angeteasert, sondern ebenfalls seine unberechenbare Konsequenz. Noch in mehreren weiteren (und beinahe nicht genügend) Szenen ist diese erzählerische Konsequenz zu sehen, die besonders für einen Blockbuster wie diesen gleichermaßen begeistert, wie schockiert. Denn es sind diese herausragenden Szenen und Momente, in denen sich der versteckte, subtile Horror offenbart, der sich von bloßer Hand in den gesamten zweieinhalb Stunden kaum zu erkennen gibt. Hätte der Film eben mehr auf die erschütternde Auswirkung von Machterkenntnis und systematischer Machtausübung gezählt, gepaart mit seinen eindringlichen filmischen Mitteln, wäre Im Auftrag des Teufels sogar ein noch besser Film geworden. Stattdessen bedient sich die Schockwirkung des Öfteren eher oberflächlichen, effekthaschenden Mitteln, die zwar einen netten 90s-Charme haben, doch auf die in Anbetracht der übermäßigen Laufzeit hätte verzichtet werden können.

Empfehlenswert für Halloween, weil der hochpolierte Blockbuster-Horror mit grandiosen Momenten und erstklassigen Hauptdarstellern punktet. Eine zweistündige Laufzeit und weniger verbrauchte Erzählstrukturen, sowie mehr originelle Schockeffekte hätten dem Mysteryfilm sicherlich gutgetan, doch sei es diesem charmanten Mainstream-Klassiker der Neunzigerjahre zweifelsohne vergönnt.

Regie: Taylor Hackford
Drehbuch: Jonathan Lemkin & Tony Gilroy basierend auf einem Roman von Andrew Neiderman
Produktion:
 Arnon Milchan, Arnold Kopelson, Anne Kopelson
Darsteller: Keanu Reeves, Al Pacino, Charlize Theron, Jeffrey Jones, Tamara Tunie
Altersfreigabe: ab 16
Laufzeit: 144 Minuten
Veröffentlichungsjahr: 1997
Budget: 57 Mio. USD
Box Office: 153 Mio. USD

Alle Bildrechte obliegen dem Verleih ©Warner Bros.

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