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The Promise: Die Erinnerung bleibt Kritik

The Promise: Die Erinnerung bleibt

von Sean Theumer

Terry George hat mit Hotel Ruanda einen äußerst wichtigen und brillianten Film über den Völkermord der Hutu an den Tutsis gemacht. Ihm gelang ein bedrückendes Drama, dass den Gräueltaten ein filmisches Mahnmal gab. Mit The Promise: Die Erinnerung bleibt macht er nun einen Film über den Genozid in Armenien während des erstes Weltkrieges. Doch offensichtlich hat er sein Handwerk verlernt.

Mit Oscar Isaac und Christian Bale finden sich zwei der besten Schauspieler unserer Generation im Cast, die im Idealfall bereits ein haushoher Gewinn sind. In Ex Machina spielte Isaac den zwiespältigen Entwickler Nathan und Bale spielte in 5 Minuten den gesamten Cast von The Big Short an die Wand. Doch zusammen mit der süßen Charlotte Le Bon bleiben sie in The Promise: Die Erinnerung bleibt auf Sparflamme, was letztendlich immer noch oberer Durchschnitt ist, aber eine Talentverschwendung sondergleichen darstellt. Es stellt sich als misslungener Kniff dar, statt einem bedrückenden Drama lieber eine kitschige Schnulze zu inszenieren.

Ohne Frage, The Promise: Die Erinnerung bleibt, ist ein wichtiger Film, da er den Genozid in Armenien thematisiert und zumindest versucht die politischen Gründe darzulegen. Wenn der angehende Medizinstudent Michael gefangen genommen wird und im Arbeitslager schuften muss, findet Terry George auch einprägsame Bilder. Doch diese erblassen hinter dem Beziehungsdreieck und der Romanze die parallel erzählt wird. Diese Parallelität hebt sich irgendwann jedoch auf und mündet in einem puren Melodram. Um diese Misere zu verdeutlichen, zeigen wir euch dieses Wirr-Warr auf.

The Promise: Die Erinnerung bleibt

Der Apotheker Michael verspricht sein Herz und seine Liebe an die junge Marla, doch verlässt seine Heimat, da er Medizin studieren möchte. In der Stadt seiner Universität trifft er jedoch die junge Ana und beide verlieben sich ineinander. Zu blöd nur, dass sie mit dem Journalisten Chris zusammen ist. Hatte Titanic beispielsweise eine fiktive Liebesgeschichte im Vordergrund um der Katastrophe ein schmerzhaftes Gesicht zu geben, tauscht The Promise: Die Erinnerung bleibt diese Fiktion fast vollständig mit dem historischen Kontext aus. Letztendlich ist die Katastrophe eine unglückliche Fügung, die das Glück zerstört. George manipuliert uns lieber und dreht seinen Film in Richtung der Tränendrüsen. Damit trivialisiert er sein Werk letztendlich und hebt den Gesamteindruck völlig aus den Fugen.

The Promise: Die Erinnerung bleibt ist kein miserabler Film, doch er hätte die Preise, die er offensichtlich anpeilt (Oscar, ich höre dich rufen) mit Leichtigkeit bekommen können, wenn er ein ehrlicher Film geblieben wäre. Seine stärksten Momente hat er nämlich genau dann, wenn er sich auf das Elend fokussiert und uns mehrmals ganz tief schlucken lässt. Davon bleibt bei den Texttafeln vor dem Abspann jedoch kaum noch etwas übrig, da wir in einer rosafarbenen Wolke gefangen sind und uns lieber über das junge Liebesglück freuen, statt über die menschliche Bestialität und die Sinnlosigkeit dieser Gräueltaten nachzudenken.

The Promise: Die Erinnerung bleibt Poster

Die Bildrechte obliegen dem Verleih ©Capelight Pictures

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2 comments

Franziska-T 21. August 2017 - 16:23

Ich kann dir nur zustimmen. Der Fokus wurde einfach falsch gesetzt.

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Sean Theumer 21. August 2017 - 16:35

Der hatte halt echt das Potenzial zu einem starken Film gehabt, wenn er den Völkermord im Vordergrund gehabt hätte. Du hattest das auch super beschrieben 🙂

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