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Revenge

von Robin Längert

Wie auch so oft beinhaltet das französische Genrekino eine Menge Geheimtipps. Mit dazu gehört der Splatterfilm Revenge, bei dem sich der besagte Titel schon vor Sichtung auf die Oberflächlichkeit eines ganzes Subgenres bezieht. Dass dies letztendlich auch Programm ist, soll keinesfalls einen langweiligen Prototypen prophezeien.

Zu der Story brauch keinesfalls groß etwas gesagt werden, bis auf den überflüssigen Verweis darauf, dass es sich um eine klassische Rape-and-Revenge-Story handelt. Vollends konsequent wird diese erzählt, ohne einen Hauch von narrativer Innovation vorzutäuschen. Interessant ist dabei viel eher der überschüssige Missbrauch von Stereotypen, die im Film platziert sind: Da gäbe es den durchtrainierten Playboy-Schönling, die sündhaft-schlanke Blondine und zwei mittelmäßig bis ungepflegt aussehende Männer, die sich allesamt in einem luxuriösen Ferienhaus mitten in der Wüste treffen. Für die Exposition jeder Charaktere geht Regisseurin und Drehbuchautorin Coraline Fargeat so stumpf und reduziert wie möglich heran, um ja keinen Anschein von Tiefe zu erwecken. So kommt es auch zur entscheidenden Vergewaltigung, Tötung und Wiederauferstehung der Lolita, um sich so gritty wie möglich an ihren Peinigern zu rächen.

Fargeat interpretiert das Genre auf ebenso spielerische wie stilsichere Weise. Sie sieht es nicht ein, den Charakteren eine Art von Tiefe und Individualität zu schenken, wenn sie zum Ende sowieso nur als bloße Fleischkörper in Szene gesetzt werden und innerhalb langandauernden Splatter-Sequenzen dem puren Schmerz ausgesetzt sind. Psychologisch wird der Terror auch dort nicht. Stattdessen ist der gesamte Film mit einem hochstylischen, synthetischen Pop-Score unterlegt, der der Coolness der farbenfrohen Bilder vollends gerecht wird.

Der Haken ist, dass der finale Gewaltausbruch etwas zu lange auf sich warten lässt und sich mit einer Laufzeit von 108 Minuten für seine Figuren deutlich zu sehr zieht. Dort hätten dem Film 80-90 knackige Minuten deutlich besser getan. In gewisser Weise wird dies jedoch mit einem unschlagbaren Finale wieder gut gemacht, das das gesamte Gerne ebenso absurd ins Lächerliche zieht, wie auch verdammt gut umsetzt und zuspitzen lässt. Hier kommt letztlich jeder auf seine Kosten, wenn das Ferienhaus zum glitschigen, blutüberströmten Labyrinth wird und sich splitterfasernackt, als ein Stück Fleisch reduziert, im Kreis gejagt wird.

Auch wenn Fargeats Revenge noch simpler in der ersten Hälfte sein könnte, ist es trotz alledem ein sehr unterhaltsamer, spaßiger Genrefilm mit minutenlangen Splatter-Einlagen, einer reizüberflutenden Audiovisualität und einem grandiosen Finale. Freunde des metallischen Geschmacks werden definitiv ihren Spaß haben.

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