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Roma

von Robin Längert

Fünf Jahre nach seinem Weltraum-Abenteuer Gravity meldet sich der gefeierte Mexikaner Alfonso Cuarón zurück und begeistert Kritiker weltweit mit seiner Ode an die Heimat. Roma wird jetzt schon als Klassiker gehandelt, doch ist das alles nur überschwängliches Gerede?

Bereits Gravity wurde in die Höhe gehoben – und das trotz des grauenhaft schlechten Drehbuches. Doch anders als bei seinem Vorgänger soll Roma nicht nur technisch wieder überzeugen, sondern zugleich ein emotionales, humanistisches Monument sein. Sein Interesse an dem Schicksal seiner Protagonistin ist keinesfalls zu bestreiten. Mit einer konsequent ruhigen Erzählart nimmt sich Cuarón viel Zeit für die Nachemfindung seiner Kindheitsgegenwart. Dabei scheinen nicht einmal gewalttätige Aufstände seinen Regiestil aus der Bahn zu lenken. Stattdessen behält er sein geschärftes Auge auf das Geschehen, welches ebenso laut wie leise sein kann.

Bei all der Liebe zum Detail und Hingabe zu einer gerechten Reflexion seiner Heimat schafft es Cuarón trotzdem nicht seine Gefühlswelt intim genug auf den Zuschauer zu projizieren. Lange Einstellungen bleiben überwiegend nur lange Einstellungen. Kleine Ereignisse bleiben kleine Ereignisse. Zwar hat der Film zum Glück ein paar berauschende, ergreifende Szenen zu bieten, doch sind sie am Ende alleinstehend, statt sich zu einem Gesamtwerk zu verschmelzen. Wohlmöglich wird eine gewisse, historische Vorkenntnis erwartet, um den Kontrast und die Parallelen zwischen Familie und Politik gerecht zu verstehen. Dass dies jedoch eine Voraussetzung für ein funktionierendes Filmerlebnis ist, spricht ganz und gar nicht für den Filmemacher.

Vollkommen schlecht sollte Roma dennoch nicht gesprochen werden. Dafür sind manche Szenen zu überwältigend, ebenso wie das Schauspiel und die grandiose Bildästhetik. Doch wird man am Ende des Filmes das Gefühl der Leere nicht los, als fehle es der Gesamtheit an überzeugender Verbindung. Somit ist Alfonso Cuaróns neustes, entschleunigte Drama mehr Enttäuschung als Meisterwerk. Einen besseren Film als Gravity hat man trotz alledem zum Glück gesehen.

Alle Bildrechte obliegen dem Verleih ©Netflix.

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