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Sicario

von Marc

Nach „Prisoners“ und „Enemy“ kommt nun der neue Film von Denis Villeneuve in den Verleih. Diesmal thematisiert der Regisseur den Drogenkrieg an den Grenzen zwischen Mexico und den USA.

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©Studiocanal

„Sicario“ beschränkt sich, im Gegensatz zu Filmen wie David Ayers „Sabotage“, nicht auf das Zelebrieren einer unzerstörbaren und muskelbepackten Spezialeinheit, sondern hinterfragt deren Aufgaben und Motive, hebt deren Licht- und Schattenseite hervor und gibt deutlich zu erkennen, dass es sich bei diesen Menschen nicht um Helden handelt. Dabei wird, abgesehen von Emily Blunt, das gesamte Einsatzteam auf ein großes Ganzes reduziert, der Begriff Individuum existiert in dieser Truppe nicht. Ohne mit der amerikanischen Flagge zu schwenken präsentiert Denis Villeneuve ein brutales und realistisches Bild des Drogenkrieges, ohne sich dabei allzu sehr auf die Seite einer Partei zu schlagen. So wirken seine Bilder teils fast schon dokumentarisch und aufklärerisch, besonders wenn der Zuschauer mit Luftaufnahmen einen Überblick über die Szenerie verschafft bekommt. Doch die Oscar-Nominierung „Sicarios“ für die Kameraarbeit resultiert nicht einzig aus dessen Aerofotografie, auch die Aufnahmen auf festem Grund überzeugen durch eine bestechende und fast schon unangenehme Penetranz. Dabei kommt diese besonders gut in Szenen zur Geltung, in denen Villeneuve den Zuschauer zwingt, durch die Nachtsichtkameras des SWAT-Teams zu blicken. Blinzeln scheint während dieser Szene fast unmöglich, man hat das Gefühl, wie Malcolm McDowell in „Uhrwerk Orange“ die Augen gegen den eigenen Willen aufgehalten zu bekommen, während man auf einem Stuhl festgekettet ist. Zur hervorragenden Atmosphäre dieser brillant gefilmten Aufnahmen gesellt sich ein eintöniger, aber dafür unheimlich effektiver, vom isländischen Komponisten Jóhann Jóhannsson komponierter Soundtrack.

Man merkt; getragen wird dieser Film mehr von seiner Inszenierung als den Darstellern, und dennoch hat „Sicario“ auch schauspielerisch einige Qualitäten zu bieten, insbesondere wenn man sich den von Emily Blunt verkörperten Charakter Kate ansieht. Blunt bringt deren Selbsthass, ihre Einsamkeit und auch den Wunsch nach Liebe und jemandem zum Festhalten emotional sehr überzeugend rüber. Das charakterliche Gegenteil von Kate ist der von Benicio Del Toro dargestellte Alejandro, ein hassender und kaltblütiger Mensch, der vor nichts und niemandem halt macht, um sein Ziel zu erreichen. Für den Zuschauer ist es angenehm zu sehen, dass Del Toro das Schauspiel trotz einiger Ausrutscher wie „Escobar“ oder „Savages“ doch nicht verlernt hat.

„Sicario“ ist kein absoluter Überflieger von Film, aber trotzdem ein sehr gelungener und realitätsnaher Streifen, der besonders von seiner hervorragenden Inszenierung und weniger von der doch recht schwachen Story lebt.

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“Sicario”

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Nach „Prisoners“ und „Enemy“ kommt nun der neue Film von Denis Villeneuve in den Verleih. Diesmal thematisiert der Regisseur den Drogenkrieg an den Grenzen zwischen Mexico und den USA.

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