Nach 19 Jahren vollendet M. Night Shyamalan seine Eastrail 177-Trilogie und setzt gleichzeitig die bereits früh angekündigte Fortsetzung seines geradezu besten Filmes, Unbeeakable – Unzerbrechlich, um. Wie es kommen musste, treffen die Charaktere von Bruce Willis, Samuel L. Jackson und James McAvoy in einem großen Finale aufeinander.
Nachdem Split dem Zuschauer blendend nur fünf der 23 versprochenen Persönlichkeiten gezeigt hat und dieser mit einem feinen, aber recht kleinen Plot abschloss, hätte man durchaus enttäuscht sein können – wenn da nicht plötzlich James Newton Howards Track Visions aus dem Soundtrack von Unbreakable am Ende auftauchte. Letztlich entpuppte sich Shyamalans Psycho-Thriller als zeitgenössischer Kommentar zum Franchise-Jahrzehnt, in deren Territorien sich sogar der subtile Geschichtenerzähler selbst traut. Zugegeben, zu seinen ersten vier (großen) Filmen verspürte ich persönlich schon immer eine tiefe Bewunderung, weshalb ich die Hoffnung auf einen weiteren Paukenschlag nie aufgab. Nachdem Shyamalan sich mit Jason Blum für The Visit zusammen tat, konnte die großartige Kompetenz jenes Regisseurs nun endlich wieder anerkannt werden. Doch kann der Filmemacher auch ein Franchise glaubhaft stemmen?
Eines ist überaus beachtlich: Egal wie modern das Konzept von Glass erscheint, Shyamalan bleibt seinem entschleunigten Stil treu und legt wieder einmal großen Wert auf intensive Kameraeinstellung, die sich zu keinem Zeitpunkt aus der Ruhe bringen lassen. Das alles wirkt im Zuge des gezügelten Schnitts hochkonzentriert und kontrolliert, sodass bereits formal eine gewisse Qualität erreicht wird. Parallel verleiht jene Stilsicherheit der Handlung eine gewisse Glaubwürdigkeit, was bei einem Crossover dieser Art eine beachtliche Leistung ist. Schließlich ist es nur noch der Soundtrack und das Sounddesign, die das technische Potential seines arthausigen Blockbusters bestens ausschöpfen.
Noch mehr als Split verlässt sich Glass auf die schauspielerische Wucht von McAvoy, der diesmal rund 20 Gesichter haben darf. Zum vollkommenen Trash verkommt diese Freakshow dabei trotzdem nicht. Dafür gibt es gleichermaßen Kontraste durch die bodenständigen Performances von Willis und Jackson, die in ihren Rollen zwar nicht wie in Unbreakable begeistern, dennoch durchaus solide sind.
Es ist schön mit anzusehen, dass Shyamalan nach 20 Jahren nichts von seiner Verspieltheit verloren hat (bspw. wie er seine beiden Cameos der ersten zwei Teile zu einer Person verbindet). Das kribbelige Wow-Feeling bietet der Regisseur auch in seinem neusten Kinofilm, welches nicht nur den Film selbst, sondern seine gesamte Trilogie beeindruckend abschließt. Hier macht es sich bemerkbar, dass Glass keine gefuschte Gelddruckmaschine ist, sondern sich als überaus herzliches, überlegtes Filmprojekt herausstellt, dass durch und durch schlüssig ist und ebenso genau weiß, wo es hinmöchte (was man von Split alleinstehend nicht sagen konnte).
Wer die Stärken und die Qualität von Unbreakable erkannt hat, wird hier nicht nur die inszenatorischen Andeutungen zu schätzen wissen (z.B. spiegelgefilmte Szenen), sondern zudem glücklich mit dem Gesamtbild der Trilogie sein, wie auch mit der Erzählung von Glass selbst. Oder: Wer M. Night Shyamalan vermisst hat, wird ihn mit Glass wärmstens wieder begrüßen können.
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