Und nun folgt endlich mein Einstand ins 10-jährige Jubiläum unserer 31 Days of Fright, welchen ich zum Einstieg auch kurz nutzen möchte, um Danke zu sagen für die treue Unterstützung seit 2014. Auch wenn es insbesondere seit 2020 abseits dieser Aktion immer schwieriger für uns war, für regelmäßigen Content zu sorgen, bleiben die 31 Days of Fright eine absolute Herzensangelegenheit und gleichzeitig absolutes Pflichtprogramm.
Das Wetter meint es gut mit uns. Die Kälte hat Einzug gefunden, der Regen begleitet den Herbsteinbruch. Zeit für schaurige Stunden im heimischen Wohnzimmer, auch wenn die Sichtung von Oddity, einem der Highlights des diesjährigen Fantasy Filmfests, mit einem kleinen Umweg verbunden ist. Also Produktion vom amerikanischen Streamingdienst Shudder, ist der Film Teil einer in Deutschland nicht direkt abonnierbaren Mitgliedschaft. Ein Release sollte in Zukunft noch erfolgen, momentan jedoch ohne festen Termin.
Wenn man über Oddity bisher etwas gehört hat, bezogen sich nahezu alle Rezensent*innen auf das unfassbar effiziente Timing der Schocks. Ein Prädikat, welches gerade in der heutigen Welt des Mainstream-Geisterbahnhorrors selten geworden ist. Ob Conjuring, Insidious, Es oder sonstige Konsorten: Eines trifft auf sie gleichermaßen zu. Horror, inszeniert als reine Kurzclips, die man komplett aus dem Kontext reißen kann für den kurzen Kick. Die Sucht nach einem Adrenalinrausch übertrumpft jeglichen Spannungsaufbau, gleichzeitig jedoch auch Wirkung. Wenn sich der Jumpscare aufgrund von Bildgestaltung, Musik und Inszenierung ankündigt, weiß der Zuschauende automatisch, wann das Bedrohungsszenario erledigt ist.
Oddity geht glücklicherweise einen anderen Weg. Damian McCarthy versteht es seine Schocks auf perfide Art und Weise in die Handlung zu integrieren, in Momenten zuzuschnappen wo man sich in Sicherheit wägen könnte. Das solltet ihr keinesfalls in den falschen Hals bekommen, diese Momente gibt es vielleicht drei Mal im Film, doch erschüttern sie jedes Mal bis ins Mark. Die Geschichte dabei ist überraschend campy, auch wenn der Beginn für Unbehagen sorgt. Ein Frau wird abends durch ein Klopfen überrascht. Vor der Tür steht ein Mann, der behauptet gesehen zu haben, wie jemand in das Haus gegangen ist. Die Frau glaubt ihm nicht und wird tot aufgefunden. Nach einem Jahr taucht die Schwester der Ermordeten auf, eine blinde Frau mit übersinnlichen Fähigkeiten, mit einer morbiden Holzpuppe. Sie versucht das Geheimnis hinter der Tötung zu lüften.
Auf diesen leicht trashigen Ansatz muss man sich einlassen. Dass die Schwester mit übersinnlichen Fähigkeiten und ihrer lebensgroßen Holzfigur einen investigativen Ansatz an der Mordermittlung wagt ebenfalls. Oddity funktioniert auch am besten durch seine Ausstattung, den drastischen Schocks und, man mag es kaum glauben, der absolut furchteinflößenden Holzpuppe. Dass das Finale dann recht generisch aufgelöst wird und eine richtige Zuspitzung fehlt muss man verkraften. Damit bleibt am Ende kein Geheimtipp, aber ein prunkvoll ausgestatteter, effektiver Horrorfilm mit erstaunlich großem Campanteil.
Empfehlenswert für Halloween weil: Oddity mit seinem bereits viel diskutierten Schockszenen für Gänsehaut sorgt und als Schulung für Blumhouse und Co. dienen sollte. Auch wenn es am Ende nicht für einen Geheimtipp reicht, aufgrund der recht monotonen Inszenierung und dem überraschungsarmen Finale, sorgt der Streifen für 100 Minuten angenehme Spannung im gothischen Gemäuer und einer Holzpuppe die auch noch im dunklen Zimmer vorm Einschlafen für Unruhe sorgen wird!
Regie: Damian McCarthy
Drehbuch: Damian McCarthy
Produktion: Katie Holly, Evan Horan
Darsteller: Gwilym Lee, Carolyn Bracken, Tadhg Murphy
Bildgestaltender Kameramann: Colm Hogan
Komponist: Richard G. Mitchell
Altersfreigabe: ab 16
Laufzeit: 98 Minuten
Veröffentlichungsjahr: 2024
Budget: Unbekannt
Box Office: 1,2 Mio. USD
Die Bildrechte obliegen ©Shudder