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Happy Birthday to Me

von Robin Längert

Das Horrorgenre ist oft dann besonders massentauglich und erfolgsversprechend, wenn es sich um einen waschechten Slasher handelt. Immerhin kann sich die Publikumszielgruppe selbst beim Feiern, Tabus Brechen und elendigen Sterben zusehen. Doch diese Formel allein reicht bekanntlich nicht aus. Es benötigt noch eine gewisse Frische, Originalität, Kreativität oder Spannung. Und am besten gleich alles zusammen. Nun gut, nicht alles davon hat J. Lee Thompsons Happy Birthday to Me (oder der deutsche Verleihtitel Ab in die Ewigkeit) zu bieten, aber zumindest manches davon.

Virginia und ihre Freunde sind allesamt spaßgetriebene, laute Teenager, die gemeinsam in eine Klasse gehen. Ihre Freizeit verbringen sie in Bars, Kinos oder auf Partys. Eines Tages kippt die heitere Stimmung, als ein Freund nach dem anderen verschwindet. Virginia ahnt nichts Gutes: Ein Killer scheint hinter der Clique her zu sein.

Regisseur Thompson hat bereits beachtliche Thriller-Erfahrungen, denn er ist für die Regie des Klassikers Ein Köder für die Bestie mit Gregory Peck und Robert Mitchum zuständig, der Anfang der Neunzigerjahre von Martin Scorsese als Kap der Angst mit Robert De Niro in der Hauptrolle verfilmt wurde. Weitere, wenn auch spärliche Bekanntheit erlangte Thompson durch seine Beteiligung an der Planet der Affen-Reihe mit den Teilen Eroberung vom und Schlacht um den Planet der Affen. In den letzten Zügen seiner Dekaden überreichenden Karriere wagte er sich nochmal an das Horrorgenre. Und das mit Erfolg. Denn auch wenn die Story von Happy Birthday to Me banal klingt, sind seine Regie-Erfahrungen als Assistent von Hitchcock persönlich wieder mal unverkennbar.

Der Film geht mit seinen 110 Minuten eine Viertelstunde zu lang, doch das liegt an seiner Exposition, um nicht zu sagen an seiner ersten Hälfte, die ein wenig zu spannungsarm und ereignislos ist. Doch fangen die Morde sich erst einmal zu häufen an, beginnt ein spannender, in die vermeintliche Irre leitender Whodunit-Horrorthriller, der sich den Gedanken und Fährtenriechern der Zuschauer immer im Klaren ist. Dafür braucht es keine neuerfundenen Figurenkonstellation und auch keinen originellen Plot, doch eine sehr ausgetüftelte Bildsprache, die gezielt zeigt – oder eben nicht zeigt. Dieses Verwirrspiel wird bis zu seinem wahnsinnigen Finale ad absurdum getrieben, wenn Identitäten, wie auch die Realitätswahrnehmungen gänzlich in Frage gestellt werden. Das wird im Laufe des Filmes mal mehr, mal weniger ausbuchstabiert und oft nur unter der Oberfläche diskutiert, was eine immer größer werdende, verrückte Unsicherheit beim Zuschauen auslöst.

Das klingt alles sehr euphorisch und wohlwollend. Und trotzdem müssen bei dem Twistorama ein paar Abzüge gemacht werden. Denn neben der bereits erwähnten etwas zu langen Laufzeit und der plätschernden ersten Hälfte ist es der finale Twist, der etwas zu hanebüchen erscheint. Man könnte was meinen, die Autoren hätten sich gezwungenermaßen etwas noch Überraschenderes aus den Ärmeln schütteln wollen, was (zumindest bei der Erstsichtung) von zu weit weg herbeigesponnen wirkt. Doch das stört nur ein kleines Bisschen. Seine Wirkung verliert der Film dadurch keineswegs, denn seine Spannung und sein geschicktes, kreatives Verwirrspiel werden dadurch nicht geschmälert. Fun Fact: Hollywood-Größe Glenn Ford hat hier als Dr. David Faraday seinen letzten, großen Filmauftritt.

Empfehlenswert für Halloween, weil dieser freidrehende Whodunit-Horrorfilm einen großartigen Mix aus Slasher und Hitchcock-Attitüden anfertigt, ohne dabei das um die Ecke denkende Publikum aus den Augen zu verlieren. Ein wunderbares Verwirrspiel, das ad absurdum geführt wird und zunehmend an Spannung gewinnt.

Regie: J. Lee Thompson
Drehbuch: Timothy Bond, Peter Jobin, John Saxton
Produktion: John Dunning, Stewart Harding, Andre Link
Darsteller: Melissa Sue Anderson, Glenn Ford, Larence Dane, Matt Craven
Altersfreigabe: ab 16
Laufzeit: 110 Minuten
Veröffentlichungsjahr: 1996
Budget: 3,5-4,7 Mio. USD
Box Office: 10,6 Mio. USD


Alle Bildrechte obliegen dem Verleih ©Sony Pictures.

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