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Scary Stories To Tell In The Dark

von Sean Theumer

Früher waren es gespenstige Geschichten am Lagerfeuer. Ein Gänsehautband von R.L Stine, das vor dem Schlafengehen verschlungen wurde. Ein Sitzkreis in dem jeder Gruselgeschichten vortrug. Angst und Schrecken faszinieren uns seitdem wir klein sind. Basierend auf die gleichnamige Geschichtensammlung von Alvin Schwartz inszeniert der Norweger Andre Øvredal, der mit The Autopsy of Jane Doe, den wir vor zwei Jahren besprochen haben, bewiesen hat, dass er das Händchen für atmosphärischen Schrecken hat, eine Rückbesinnung an diese Zeit. Wie gut schafft er das mit Scary Stories To Tell In The Dark?

Direkt vorweg sollte gesagt sein, dass jeder der beinharten Horror sucht hier definitiv falsch ist. Scary Stories To Tell In The Dark interessiert sich da eher für ein junges Publikum, welches mit dem Genre vertraut werden soll. Mit dem raffinierten Händchen von Guillermo del Toro werden hier also bizarre Bösewichte lebendig, die sicherlich bei der anvisierten Zielgruppe für schlaflose Nächte sorgen werden. In Deutschland funktioniert diese Gewöhnung leider nicht durch die Altersfreigabe ab 16. Für Jugendliche ist das sicher etwas schade, doch verärgern tut uns das nicht. Denn auch für Junggebliebene gibt es hier viel Potenzial für klatschnasse Achselhöhlen.

Scary Stories to tell in the Dark

Nachdem eine Gruppe von Jugendlichen in einem verlassenen Haus ein Buch der verstorbenen Sarah Bellows findet, entfesselt dieses eine unvorstellbare Macht. Es schreibt unheimliche Geschichten mit den Namen der Jugendlichen die real werden. Das Produktionsdesign ist dem Jahr der Handlung angepasst. 1969. Glücklicherweise rutscht Scary Stories To Tell In The Dark trotz seines Fokus auf die Retrospektive nicht in Etikettenschwindel ala Stranger Things ab. Hier sollen sich Jugendliche gruseln dürfen dank fieser origineller Gestalten.

Die sind vor allem dank Del Toros Händchen wirklich schaurig geworden. Sei es eine Vogelscheuche, eine fette weiße Frau oder der Jangly Man. Jeder von ihnen darf in seiner „Episode“ für Grusel sorgen wobei jeder dieser Charaktere eine andere Marschroute der Inszenierung besitzt. Scary Stories To Tell In The Dark setzt moderne Horrorelemente ein, übertreibt dabei jedoch nicht. Seine Schwächen brechen erst im letzten Drittel ein. Das war bereits in The Autopsy of Jane Doe das Problem. Nach 70 Minuten angenehmer Zurückhaltung kamen die Ereignisse Knall auf Fall und jegliche Wirkung wurde zerstört.

Während sich in der Episode mit der Vogelscheuche erstaunlich ruppiger Body Horror zur Altersfreigabe gesellt, in „The Missing Toe“ dieser Ekel weiter ausgereizt wird und der Film nebenbei extrem spannend ist, sorgt „The Pale Lady“ für feinsten Terror. Weil der Film in diesem Segment Klaustrophobie und im wahrsten Sinne schleichenden Grusel nutzt. Im Red Room gibt es Bilder bei denen die Nackenhaare aufrecht stehen. Und leider passiert es danach wieder. Im Finalakt wird Scary Stories To Tell In The Dark zu mauem und lauten Budenzauber. Sound Design und Effekte schreien über die Tonspur und die Konklusion der Geschichte bleibt hinter ihren Möglichkeiten.

Warum es auch hier im Schlussakkord so bergab geht bleibt ein Rätsel. Bis dahin gibt es hier nämlichen angenehme altmodischen Grusel, der subtil modernisiert wurde. Mal als schleichende Silhouetten, mal als schreiende Stimme aus der Dunkelheit. Das macht wirklich Spaß und darf an Halloween nicht fehlen. Wer über grobe Fehler im Finale hinwegsehen kann und ein Kino in der Nähe hat, welches den Film zu angenehmer Zeit spielt, darf gerne eine Ticket lösen. Normalerweise hätte es hier die Aufforderung geben müssen, die 12 jährigen Kinder mitzunehmen, nur leider ist das in Deutschland nicht möglich. So bleibt es für euch ein wohldosierter Schauer mit Rückbesinnung auf alten Spuk am Lagerfeuer oder vor dem Einschlafen.

Die Bildrechte obliegen dem Verleih ©eOne Germany

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