Manchmal kann man auch mit wenig Zutaten und minimalistischen Mitteln ein Gericht (in diesem Sinne ein Film) zaubern, das voll und ganz mundet und auch nachhaltig sättigt. Was Daniel Barber mit “The Keeping Room” geschaffen hat, kann man durchaus mit diesem Beispiel vergleichen, denn es gelingt ihm mit wenig Darstellern, wenig Handlungsorten und hoher Dialoglastigkeit ein Spätwestern, der nicht nur durch seine wundervolle Kameraarbeit überzeugt. Im Mittelpunkt stet unüblich für einen Western, ein Gespann aus 3 Frauen, die auf ihrer Ranch auf das Ende des Krieges der Nord- und Südstaaten warten. Jeder versuchen zwei Deserteure der Unions Armee die Frauen auf ihrer Farm anzugreifen.
Was nach einem flotten Western mit leichtem Home Invasion Touch klingt, ist eigentlich ein dialogreduziertes Drama, dass visuell umwerfend gestaltet ist und in seiner rohen Kompromisslosigkeit für wahres Erstaunen sorgt. Stilsicher inszeniert mit tollen Dialogen fokussiert sich “The Keeping Room” eher auf die Beziehung der drei Frauen und beginnt beinahe wie eine Tragödie, dessen Bewältigung erst die beiden Männer ins Spiel bringt. Gerade durch seine Authentizität, die sich nicht nur durch die Vergangenheit der Akteure ausdrückt, fesselt dieser Film auf ganzer linie und lässt die 94 Minuten wie im Flug vergehen. Doch man sollte mit Bedacht an diesen Film treten, denn nicht nur ungewohnter Ausgelassenheit könnten sich Barrieren zwischen Medium und Zuschauer bilden. Das Geschehen ist fast einhundertprozentig auf Dialoge runtergeschraubt, hat lange Totaleinstellungen in der Kamera um die tollen Bilder zu zelebrieren und hat seinen eigentlichen Höhepunkt, den Überlebenskampf auf engstem Raum, schon lange vor dem Abspann.
Wer sich in den ersten Minuten jedoch an dieses Prozedere gewöhnt, wird mit einem einzigartigen Film belohnt, der weder Visualität noch Dialog zu stark nutzt, um andere offensichtliche Mängeln zu verdecken. The Keeping Room ist vom Aufbau zwar äußerst formal, in seiner Inszenierung jedoch so eigenständig und ausgelassen, dass man über dieses Manko gerne hinwegsehen darf. Visuelle Dominanz trifft auch Dialoge, während sich der Hof langsam blutrot färbt und die Körper dreckig animalisch ums Überleben kämpfen. Umwerfend!
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