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The Rider Review

The Rider

von Sean Theumer

Kein Superheldenfranchise, keine Fortsetzung eines äußerst erfolgreichen Filmes, keine Starbesetzung. Den Meisten sollte ein dickes Fragezeichen auf der Stirn stehen, wenn darauf hingewiesen wird, dass The Rider dieses Jahr im Kino lief. Im Schatten von Jurassic World und Oceans 8 verirrte sich dieses kleine Drama auf die Kinoleinwände und wurde brutal ignoriert. Warum? Weil eben keine der zu Beginn genannten Zutaten auf Chloé Zhaos Arbeit zutreffen.

Dabei ist bietet The Rider exakt das, was das Kino bieten sollte. Er erzählt eine Geschichte. Nicht mit gewöhnlichen Mitteln, sondern durch eine audiovisuelle Meditation. Der junge Brady verletzt sich beim Rodeo beinahe tödlich am Kopf und muss durch seine Situation alle Wünsche und Ziele die er sich eigentlich gesetzt hat, überdenken. Sein bester Freund sitzt im Rollstuhl und kann nicht mehr ohne Betreuung leben.

Was nun auf dem Papier nach generischer Coming of Age klingt ist in Wirklichkeit eine tiefsinnige und humanistische Auseinandersetzung über die Selbstfindung und das Erwachsenwerden. Dabei schneidet Zhao immer wieder lange Einstellungen der Natur als Kontrast in den Denkprozess des Protagonisten. Zur Unterstützung der Emotionen klammert man sich an die Augen von Menschen und Tieren, um ohne Worte zu kommunizieren. The Rider nimmt respektvoll die tragischen Geschichten seiner Schauspieler und verbindet sie nahtlos mit dem Geschehen.

The Rider Header

Das Ganze fühlt sich dokumentarisch an, zumal kein einziger Darsteller ausgebildeter Schauspieler ist. Und genau damit trifft The Rider die Zuschauer direkt ins Herz. Besser beschrieben mit einem Wort: Authentizität. Chloe Zhaos Film ist greifbar und berührt dadurch umso mehr. Wer war nicht im Zwiespalt zwischen seinen Wünschen und Fähigkeiten und wer musste nicht schonmal ein Lebensziel aufgrund gesundheitlicher Umstände verwerfen? Würde man nicht im Mittelteil zu sehr eine Narration durch Bildsprache im Terrence Malick Stil versuchen zu imitieren und direkter Emotionen aufwühlen, wäre The Rider eines der ganz großen Dramen unserer Zeit.

Wenn nämlich in den letzten 5 Minuten die Schönheit und Abscheulichkeit des Lebens und die Geschichten die es eben schreibt in einer Krankenhaussequenz so wunderbar portraitiert werden, kann man sich die Tränen nicht mehr verkneifen. Es benötigt jedoch eine Gewöhnungsphase um bis dorthin zu kommen. The Rider ist ein kraftvoller, authentischer Film mit Durststrecke und sicher nicht für Jedermann. Für alle Anderen sorgen die träumerischen 16mm Aufnahmen jedoch für poetische Auseinandersetzungen mit einem Film, der glücklicherweise nicht auf Betroffenheitskitsch setzt.

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Die Bildrechte obliegen dem Verleih ©Weltkino Filmverleih

 

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1 comment

Adoring Audience (@adoringaudience) 21. November 2018 - 11:11

Ich kann diese Meinung nur teilen. Ich habe zwar das Gefühl, dass sich der Film unter Cineasten schon rumgesprochen hat, aber man kann ihn nicht oft genug empfehlen. Davon abgesehen ist der Film von einer Frau und nachdem es zu wenig Regisseurinnen gibt, sollte man deren Arbeit unterstützen.

Hier meine Kritik: http://adoringaudience.de/the-rider-omu-2017/

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