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The Rocky Horror Picture Show

von Sean Theumer

Es ist der 30. Oktober und damit neigen sich meine 31 Days of Fright dem Ende entgegen. Ich möchte euch bezüglich der Rocky Horror Picture Show kurz in die nahe Vergangenheit mitnehmen. Am 1. Oktober diesen Jahres waren Robin und ich in Berlin bei einem 24 Stunden Horror-Marathon bei dem es neben Klassikern und modernen Jumpscarefesten auch vier IMAX-Vorstellungen gab. Und kurz nach 1 Uhr nachts als wir den Saal betraten haben wir uns nochmal kurz erinnert welche Gedanken wir über The Rocky Horror Picture Show hatten.

Robin hatte den Film ein mal vor vielen Jahren gesehen und ist dabei eingeschlafen. Ich hatte im Englischunterricht in der Schule früher nur ein Snippet in Form des Time Warps gesehen und war merklich irritiert. Klar, die Szene war komplett aus dem Zusammenhang gerissen, kein Wunder, dass ich damit nicht viel anfangen konnte. Richtig Bock hatten wir nicht auf den Film, aber wenn Vorstellungen im IMAX inklusive sind, wieso nicht und immerhin wartete im Anschluss Ridley Scotts Klassiker Alien auf uns. Und was dann geschah verblüffte uns beide.

The Rocky Horror Picture Show ist Kult und hat nach wie vor so eine Popularität, dass die Bühnenstücke weltweit ausverkauft sind, etliche Kinos auf der Welt in einem gut getakteten Pensum Sing a Long Vorstellungen machen wo Zuschauer Reis durch die Gegend schmeißen, laut buhen wenn der Inspektor die Handlung unterbricht und in völliger Ekstase die Lieder mitgröhlen. Und all dieser Hype, all die Faszination dahinter ist sowas von gerechtfertigt, denn The Rocky Horror Picture Show ist ein absolutes Spektakel. Als Parodie der Horrorfilme der 50er Jahre schließt merklich mit dem Jahrzehnt der Unschuld ab und stellt quasi überspitzt den Wechsel in die Swinging Sixties dar.

Wo die Menschen keine Lust mehr hatten sich den archaischen Zwängen zu beugen und ihre Sexualität und Person in ein Gefängnis zu sperren. Das junge Paar Janet und Brad will eigentlich zu einem befreundeten Professor aus der Unizeit fahren, doch ein Unwetter nachts und eine Sackgasse machen diesem Plan einen Strich durch die Rechnung. Sie finden Zuflucht in einem Schloss von Doktor Franknfurter und platzen in ein Ereignis, welches das Leben von beiden komplett verändert. Unmittelbar nach dem 20th Century Fox Logo erscheinen zwei blutrote Lippen auf der Leinwand und singen das Lied Science Fiction – Double Feature und geben damit unmittelbar den Weg vor.

Ein absoluter Ohrwurm, so gut wie jedes Lied im Film. Gelegentlich haben Musicals das Problem, dass sie aufgrund der Songs als Narrationsmittel die Charaktere völlig vergessen und sie lediglich als Showmarionetten nutzen, doch hier ist das nicht so. Zwar wird auch hier fast ausschließlich gesungen, aber jede Gestalt im Film hat seinen ganz eigenen Charme. Hilfreich ist dabei auch die Präsenz von Tim Curry. Wie einnehmend er den bekloppten Doctor spielt und auf die Leinwand bringt zieht sofort in seinen Bann gerade wenn er mit „Sweet Transvestite“ seinen Einstand singt. Die Handlung selbst ist eine Variation von Frankenstein, doch ist bewusst mit billigen Sets ausgestattet bevor am Ende (das leider etwas zu lang geworden ist) die Geschichte noch richtig tragisch wird und mit einer abgewandelten Version vom Eröffnungslied in den Abspann entlässt.

Die Frage ist jedoch: Muss ich hier jetzt wirklich noch aufzählen wie grandios die Lieder sind, wie prunkvoll und wild die Musikszenen arrangiert sind, wie grandios Tim Curry und Richard O’Brien hier aufspielen, wie sensationell The Rocky Horror Picture Show gefilmt und montiert und wie mutig er seiner Zeit war mit dem Umgang von Sexualität und Akzeptanz? Dass die Lieder 45 Jahre später nichts von ihrer Wirkung verloren haben und auch in 45 Jahren immer noch genau so geil sein werden? Dass jeder der The Rocky Horror Picture Show noch nicht gesehen hat nicht weiß was ihm entgeht? Ich denke nicht und dennoch soll hier ein Appell folgen: Auch wenn man mit Musicals wenig anfangen kann (Papa ich weiß, dass du das hier liest) sollte man über seinen Schatten springen und sich auf das Erlebnis einfach einlassen. Ein zärtlicher, wilder und psychedelischer Ritt in eine Welt in der Menschen sein können wer sie sein wollen. Ein fantastischer Film, den ich monatlich im IMAX sehen könnte.

Ich hoffe euch haben die diesjährigen 31 Days of Fright gefallen und natürlich auch, dass wir euch ein paar Empfehlungen näher bringen konnten, die ihr so noch nicht auf dem Zettel hattet. Für das Shudder Programm möchte ich mich entschuldigen, weil ich euch ständig unter die Nase gerieben habe wie toll der Streamingdienst und welche Filme dort alle zu finden sind. Für mich geht es jedoch direkt am 1. November weiter mit einer Rezension zu einem frischen Horrorfilm, den ich zeitlich gerne heute noch gebracht hatte, aber gestern Abend doch keine Zeit mehr gefunden habe. Ich würde mich freuen wenn ihr auch im November wieder in diesen Filmblog schaut, auch wenn der Horroranteil dabei bedeutend kleiner ausfallen wird, aber vielleicht schwinge ich mich doch Donnerstag in The Devils Light. Vielen Dank fürs das Verfolgen und Lesen meiner Texte und wir können gespannt sein, womit Robin morgen das Fest des Schreckens gebührend feiert.

Die Bildrechte obliegen dem Verleih ©20th Century Fox/Walt Disney

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