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Wind River

von Sean Theumer

Wind River ist das Regiedebüt von Taylor Sheridan und entführt uns, wie auch seine Drehbucharbeiten zuvor, in einen vergessenen Teil Amerikas. Ein gutes Händchen für Thriller bewies er bereits mit Sicario und Hell or High Water, doch dort war er nicht für die Regie zuständig. Schafft er es ebenfalls souverän seine Werke umzusetzen.

Die Antwort lautet: Ja! Wind River versteht sich dabei jedoch nicht aus ausgeklügelter Thriller, sondern eher als Statement. Die Menschen mit indianischer Abstammung zusammengefercht in einem Reservoir, in dem die Frauen vergewaltigt (als Metapher für die Ausbeutung) werden, ohne großes Interesse oder Anteilnahme der Amerikaner. Konzentriert auf eine ruhige Aufarbeitung des Falles, sorgt die Familiengeschichte vom Wildjäger Cory Lambert (Jeremy Renner) für eine zusätzliche emotionale Basis. Im Kern geht es nämlich nicht um eine reißerische Hetzjagd, sondern um Auf- und Verarbeitung. Die Aufarbeitung eines bestialischen Mordfalles mit der Verarbeitung des eigenen familiären Verlustes.

Wind River Review

Treibenden Score und experimentelle Kamerafahrten sucht man da vergebens. Wind River versteht sich als Schneewestern mit ordentlich Suspense und mehrbödigen Charakteren, auch wenn sich hier erneut die Schwäche Sheridans einstellt, starke Frauenfiguren zu schreiben. Ganz ohne Fehler ist das Ganze nämlich auch nicht. Es handelt sich um ein Regiedebüt, das Pacing gerät öfter in Stocken und eine Lösungen entspringen aus altbekannten Motiven. Was Zuschauer vor allem verärgern könnte, sind die letzten 30 Minuten, die sich jedoch als Perfektion offenbaren. Es ist ein letztes Drittel des harten Kontrasts.

Ruhe und Meditation wird gegen einen schweißtreibenden, harten Thrillerpart ausgetauscht mit heftigen Gewalteruptionen und roher Brutalität. Das klassische Mexican Standoff wird ausgetauscht für einen wilden Shootout, der Held reitet nicht auf einem Pferd, sondern hat den Gasgriff seines Schneemobils umschlungen und doch erfolgt die letzte Instanz, die Gerechtigkeit, als Schatten der Selbstjustiz. Wind River ist ein guter Film geworden, mit einem tollen Drehbuch, das jedoch aufgrund mangelnder Erfährung im Regiebusiness nicht mit vollem Potenzial umgesetzt werden konnte.

Erinnert ihr euch noch an das Debakel „Schneemann“ mit Michael Fassbender? Wind River ist der Film, der Schneemann gerne gewesen wäre. Ein unterkühlter, langsam brodelnder Western/Thriller Mix mit brachialer letzter halber Stunde! Diesen Film muss man sacken lassen und sollte ihn keinesfalls aus reiner Unterhaltung sehen. Hier bleibt einiges auch nach lange nach Abspann im Kopf!

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Die Bildrechte obliegen ©Wild Bunch/Central Film

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