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Der Hexenjäger

von Robin Längert

Michael Reeves galt als vielversprechender Regisseur, ehe er nach seiner dritten Arbeit Der Hexenjäger an einer Drogenüberdosis gestorben ist – vermutlich im Zuge seiner Depression. Sein letztes Werk, ein historischer Horrorfilm, war letztlich wegweisend für eine Welle brutaler Filme über die damalige Hexenverfolgung.

Mitte 17. Jahrhundert. Der Soldat Richard kehrt zu seiner Geliebten zurück und hält um ihre Hand an. Ihr Vater, ein gutgläubiger Priester, wird jedoch von dem kapitalistischen Hexenjäger Matthew Hopkins, gespielt von Vincent Price, wegen Beschuldigung der Hexerei getötet. Richard schwört Rache, doch Hopkins darf im Zuge seiner Macht nicht unterschätzt werden.

Eine wichtige Vorabinfo ist, dass Der Hexenjäger kein Fantasyfilm ist, sondern eine bemühte Reflexion historischer Ereignisse. Somit ist Hopkins sogar eine reale Persönlichkeit, die tatsächlich Unmengen an unschuldige Menschen brutal folterte und ermordete. Und tatsächlich versucht der Film seine harten Folterszenen keinesfalls zu ästhetisieren oder zu überdramatisieren. Stattdessen sind die Gewaltakte überraschend nüchtern und gerade deswegen ziemlich gut gealtert. Denn gerade jene fehlende Moral schockt und nimmt der bildlichen Gewalt gekonnt ihren Raum weg.

Was bei den Gräueltaten gut funktioniert, lässt jegliche Szenen abseits davon wie eine Hammer Produktion wirken. Das soll nichts Schlechtes heißen. Immerhin produzierten die Hammer Studios viele, atmosphärische B-Movies. Doch waren es am Ende auch nur Filme zweiter Klasse. Stilistisch könnte Der Hexenjäger zwar ebenfalls dazu gezählt werden, wäre die Erzählung ebenso effekterhaschend und schaulustig. Aber nein, der Film erzählt seine Geschichte mit Ruhe und einer gelungenen Dramaturgie. Das reicht nicht unbedingt für eine Sternstunde aus, aber immerhin für einen gelungenen Historienhorror der Sechzigerjahre, wie es ihn in dieser anspruchsvollen Härte sehr selten gibt.

Der Hexenjäger ist kein typischer Horrorfilm. Regisseur Reeves sucht seine angespannte Atmosphäre in dem Zeitgefühl des 17. Jahrhunderts, wo religiöser Fanatismus durch Foltern und Morden legitimiert wurde. Das spricht sicherlich nicht viele Zuschauer an, denn sein Alter ist durchaus bemerkbar, doch sollte er unter Horrorfans wertgeschätzt werden. Schließlich ist Vincent Prices Präsenz in diesem Klassiker verdammt beängstigend.

Alle Bildrechte obliegen dem Verleih ©84 Entertainment.

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