*Diese Kritik geht auf keine Wendungen ein, nimmt der Story nichts vorweg und mindert das Sehvergnügen nicht im Geringsten!
Lange war Gore Verbinski ein Sklave von Walt Disney und inszenierte überlange Filme in den Gefilden eines kalkulierten Sommerblockbusters. Dass er jedoch sauguten Horror kann, zeigte er 2002 mit dem amerikanischen Remake von Ring, der nicht umsonst weitaus besser ist als sein Vorbild. Mit der Nachricht, einen neuen Horrorfilm machen zu wollen, machte er Genrefans glücklich, auch wenn ihm die Überlange wohl immer wieder wie ein Parasit in das Handwerk pfuscht.
Mit stattlichen 147 Minuten ist auch A Cure for Wellness zu lang geraten. Eindeutig zu lang geraten, denn immer wieder wird auch Füllmaterial gesetzt, dass völlig unkontextualisiert einen großen Bombast für das Augen produzieren soll. Und damit direkt vorweg eine Warnung: Jeder, der sich Gore Verbinskis Grusler angucken möchte, sollte auf altbekannte filmische Ordnung scheißen und sich von der Atmosphäre in mystische und gothische Welt von der Burg Hohenzollern tragen lassen. Wer nach einer geschlossenen Logik fragt, alle Fragen beantwortet bekommen möchte oder einen großen narrativen Mehrwert sucht, wird maßlos enttäuscht.
Die Weichen sind eindeutig eingestellt auf optischen Bombast und den bekommen wir hier meisterhaft geliefert. Direkt mit dem grandiosen Openening von der Außenwand des Bergexpress versinkt man als Zuschauer in einer Kur aus ungemütlichen Symboliken, gegensätzlicher Stringenz und einem morbiden Finale, indem gänzlich auf Meinung geschissen wird. Klar hätte man alles kompakter machen können, klar hätte man auf etliche Füllszenen verzichten können und natürlich hätte man das Ende auf weniger Abgefuckt machen können. Aber Verbinski ist egal, was man will, er macht es einfach. Und wir werden Teil von diesem Spektakel, wollen beinahe jedes Bild auf einer riesigen Leinwand in unser Zimmer hängen und wenn dann halt ein Hirsch durch die Therme rennt oder die Punks aus der urigen Bergkneipe versuchen beim Ballett Frauen anzutanzen ist es halt so.
A Cure for Wellness weiß genau, wann er welche Pfäden ziehen muss und erschüttert inmitten eines Treibens mit einem der heftigsten Gewaltausbrüche (der nachhaltig verstört, obwohl er wenige Sekunden zu sehen ist) den man seit langem im Kino sehen durfte, spinnt seine Faktoren (Aale, Blutlinie, Häutung) ad absurdum, bis unser Hirn völlig kaputt im Abspann hängt. Unsere Augen glänzen, uns fehlen die Worte, ein tieferer Diskurs ist nicht möglich. Eine der geilsten Erfahrungen in diesem Jahr! Der Zahnarzttermin für morgen ist abgesagt!
Die Bildrechte obliegen dem Verleih ©20th Century Fox.