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Lake Mungo

von Sean Theumer

Es hat fünf Jahre gedauert bis es zu diesem Moment gekommen ist. Lake Mungo in den 31 Days of Fright. Ewig auf der Watchlist, von vielen Horrorfans als wegweisender Found Footage Film empfohlen und zum Kultfilm geworden. Unkenrufe gibt es jedoch auch mehr als mir lieb war, weswegen ihr euch direkt selbst überzeugen könnt bei einem aktiven Amazon Prime Abo!

Lake Mungo ist ein Horrorfilm, der durch seinen dokumentarischen Stil und die subtile Herangehensweise an das Genre auffällt. Regisseur Joel Anderson erzählt die Geschichte der Familie Palmer, die nach dem plötzlichen Tod der 16-jährigen Alice Palmer mit mysteriösen Ereignissen in ihrem Haus konfrontiert wird. Die Familie beginnt, paranormale Phänomene zu vermuten, und stellt sich die Frage, ob der Geist ihrer verstorbenen Tochter noch immer in ihrem Leben präsent ist.

Der Film hebt sich vor allem durch seinen differenzierten Ansatz hervor. Anders als andere Vertreter des Genres setzt Lake Mungo nicht auf Jumpscares oder spektakuläre Spezialeffekte, um das Publikum zu erschrecken. Stattdessen baut er schleichend eine unheimliche Atmosphäre auf, die tief in das psychologische Empfinden der Figuren eindringt. Die dokumentarische Erzählweise, bestehend aus Interviews mit den Familienmitgliedern, scheinbar echten Aufnahmen und Rückblenden, verleiht dem Film einen fast schon realistischen Charakter. Dieser Pseudo-Dokumentarstil ist eindringlich und authentisch, was das unheimliche Gefühl verstärkt und eine beklemmende Spannung erzeugt.

Einer der großen Stärken des Films liegt in der Behandlung von Trauer und Verlust. Wer sich für geradlinigen Horror interessiert, wird recht schnell verschreckt werden. Eher geht es um die Untersuchung der Wirkung von Schmerz und die Sehnsucht, die Menschen empfinden, wenn sie versuchen, mit unerklärlichen Ereignissen umzugehen, die möglicherweise paranormaler Natur sind. Das hebt Lake Mungo vom Einheitsbrei der Horrorfilme ab, birgt aber auch seine Gefahren, die hier sehr präsent sind.

Lake Mungo

Zum einen ist das Tempo des Films extrem langsam. Für viele dürfte der Spannungsbogen zu gemächlich sein, um wirklich bei der Stange zu halten. Der Film entwickelt sich eher wie eine Tragödie, was die Spannung streckenweise dämpft. Es gibt zwar unheimliche Momente, aber diese werden in einem eher langsamen Tempo präsentiert und erreichen selten die Intensität, die man von Blair Witch Project oder REC gewohnt ist. Wenn zum x-ten Mal in sehr langsamen Tempo auf eine Silhouette im Hintergrund gezoomt wird, nutzt sich dieses Gimmick eben auch schnell ab und pusht die Laufzeit. Die wenigen wirklich verstörenden Szenen sind zwar enorm effektiv (insbesondere ein Paradebeispiel für einen effizienten Jumpscare in den letzten 15 Minuten), aber zu verstreut.

Die emotionale Distanz führt dazu, dass die Charaktere, insbesondere Alice, eine gewisse Unnahbarkeit behalten. Die emotionale Bindung an die Protagonisten bleibt dadurch schwächer, als es nötig wäre, um die volle emotionale Wirkung zu entfalten. Besonders Alice, um die sich der ganze Film dreht, bleibt eher eine mysteriöse Figur, deren Innenleben kaum greifbar wird. Man erfährt zwar viel über sie durch die Erzählungen der anderen, aber ihre Persönlichkeit bleibt blass, was die emotionale Resonanz beeinträchtigt. Und die Auflösung wirkt gerade dann noch enttäuschender weil sie uns nicht packt und mehr Fragen als Antworten liefert.

ABER: Lake Mungo eine einzigartige und atmosphärische Erfahrung, die sich stark von herkömmlichen Horrorfilmen unterscheidet. Ein leises, nachdenkliches Werk, das mehr auf die psychologischen Auswirkungen von Trauer und Verlust fokussiert als auf klassische Spukmotive. Für Fans von subtilen, psychologisch geprägten Horrorgeschichten wird es daher genau das Richtige sein!

Empfehlenswert für Halloween weil: Lake Mungo zwar ein extrem nischiger Film ist, der durch seine atmosphärische Dichte und seinen dokumentarischen Stil besticht, aber auch durch seine Langsamkeit und emotionale Distanz einige Zuschauer enttäuschen könnte. Ein Werk, das sich mehr mit der Trauerbewältigung als mit dem klassischen Horror beschäftigt und für Fans von psychologischem Horror empfehlenswert ist – für manche mehr als andere!

Die Bildrechte obliegen dem Verleih ©Intergrove Media

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