African Kung Fu Nazis. Das muss man sich erstmal auf den Lippen zergehen lassen. Eine Aneinanderreihung von Worten und Begriffen die eigentlich überhaupt nicht zueinander passen. Dahinter verbirgt sich eine Verbeugung vor den Kung Fu Komödien der 70er Jahre vom deutschen Regisseur Sebastian Stein. Ziel war es eine internationale Produktion auf die Beine zu stellen, die ambitioniert versucht Motive des Actionfilms, der Komödie und irgendwie auch Historienspoof zu verbinden. Gedreht wurde mit Minimalbudget und Laiendarstellern aus Deutschland, Ghana und Japan.
Hitler hat sich eigentlich gar nicht umgebracht. Er floh nach Ghana um dort eine neue Streitmacht zu bilden: Den Ghanarier. Dabei handelt es sich um konvertierte heimische Bewohner die sich weiße Farbe ins Gesicht malen und den Aufforderungen Hitlers Folge leisten. Als jedoch die Übernahme eines Dorfes durch ihn, Horse Man Göhring und dem japanischen Oberbefehlshaber Hideki Tojo zu weit geht beschließt der angehende Kung Fu Kämpfer Horst sich bei einem deutschen Martial Arts Turnier einzuschleichen um Hitler aus der Gegend zu vertreiben.
Na? Viel Input oder? Jeder der jetzt noch ernst an African Kung Fu Nazis herangeht ist selber schuld. In Deutschland veröffentlicht mit bayrischer Synchro werden im Sekundentakt Bilder und Sprüche herausgelassen die von allen guten Geistern verlassen werden. Das brutal geringe Budget tut da sein Übriges um die Sehgewohnheiten bis zur Grenzerfahrung auszureizen. Das ist jenseits des guten Geschmacks und dürfte einigen sicher sauer aufstoßen, doch hinter dem ganzen Konzept versteckt sich eine tolle Botschaft.
Nicht weil der Film ein humanistisches Statement abgibt oder Anspruch versteckt, sondern weil das ganze Projekt welches African Kung Fu Nazis bildet, eine absolute kulturelle Offenheit widerspiegelt. Deutsche, Ghanaer und Japaner versammeln sich und pumpen so viel Herzblut in diesen gutmütigen Schwachsinn, dass es beinahe ansteckend ist gerade in dieser Pandemie mit ein paar Groschen und einer Videokamera in die Welt zu gehen und ein bisschen herumzuexperimentieren.
Zugang zu African Kung Fu Nazis werden sicherlich wenige finden. Der Humor ist grenzwertig vulgär und debil, die deutsche Synchro setzt dem ganzen Schwachsinnskarussel die Krone auf und doch führt alles nur zu einer Aussage: Einen besseren Partyfilm mit 3,8 auf dem Kessel wird man in diesem Jahr wohl nicht finden. Bei geselligem Hopfengenuss lässt es sich gemütlich lachen und staunen viel Abstraktion sich in 80 Minuten stecken lassen. Wer auch schon beim lesen nicht über jodelnde Japaner, bayrisch sprechende Ausländer oder eine Reise nach Greifswald als Siegprämie lachen kann, sollte alle Events mit diesem Titel meiden.
Aber trotz aller viel zu leichten Kritikpunkte merkt man die Passioniertheit der Darsteller und die Ambition der Crew zu jeder Sekunde. Die Choreografien der Kampfszenen sind durchdacht, die Kameraführung besser als in 90 Prozent der modernen amerikanischen Actionfilme. Traurig aber wahr. Auch wenn sich hier keine Martial Arts Stars die Handkanten austauschen, herrscht angenehme Übersicht und sogar durchdachter Einsatz von Slowmotion. Doch nach wie vor gilt die letzte Warnung: African Kung Fu Nazis ist wirklich wirklich günstig produziert. Aber jeder der auch nur bisschen übrig hat für sympathische Kleinproduktionen, sollte zumindest mal die Leihgebühr investieren.
Betrachten wir es kurz nochmal nüchtern: Extrem billigster Trash getarnt als Deutsch-Afrikanisch-Japanische Ko-Produktion die mit peinlichster Synchro eine geschmacklose Idee nach der Anderen herausbrüllt. Jeder Mensch der auch nur annähernd jegliches Schamgefühl verloren hat, sollte zuschlagen! Man bekommt was auf der Verpackung steht. Afrikaner. Kung Fu in amateurhaften aber druckvollen Actionszenen mit Gore und debilen VFX und Nazis mit einem schwarzen Göhring und konvertierte Japaner mit Zauberkräften. Sebastian Stein ist ein Teufelskerl.
African Kung Fu Nazis erscheint auf VoD und im limitierten Mediabook am 06.11.2020 und auf DVD am 13.11.2020. Wir bedanken uns bei der Busch Media Group für die Bereitstellung einer Rezensions-DVD.
Regie: Sebastian Stein
Drehbuch: Unbekannt
Darsteller: Elisha Okyere, Sebastian Stein, Marsuel Hoppe, Yoshito Akimoto, Chinedu Nkechi
Score Composer: Unbekannt
Cinematographer: Unbekannt
Altersfreigabe: 18
Lauflänge: 84 Minuten
Erscheinungsjahr: 2020
Budget: Unbekannt
Box-Office: Unbekannt
Die Bildrechte obliegen dem Verleih ©Busch Media Group