Alien: Romulus wagt sich erneut in die Tiefen des Weltraumhorrors und setzt auf den gruseligen Minimalismus, der den Originalfilm so eindringlich machte. Unter der Regie von Fede Álvarez, bekannt für seinen atmosphärisch dichten Don’t Breathe und dem sensationell saftigen Evil Dead-Remake, geht der Film zurück zu den Wurzeln des Franchise: dem nervenaufreibenden Überlebenskampf gegen eine scheinbar unbesiegbare, außerirdische Lebensform.
Der Film folgt einer Gruppe von jungen Kolonisten, die auf einem abgelegenen Schiff einen Diebstahl planen um von ihrer Kolonie fliehen zu können, doch plötzlich ums Überleben kämpfen, als sie mit dem Xenomorph konfrontiert werden. Das Setting mag vertraut wie eine Mischung aus dem Originalfilm und Dont Breathe wirken, doch Álvarez ist ein versierter Handwerker und enttäuscht auch mit Alien: Romulus nicht, auch wenn er nicht ganz seine vorherigen Höhen erreicht.
Ein wesentliches Element von Alien: Romulus ist das klaustrophobische Gefühl der Isolation, das durch das enge, bedrohliche Setting des Planeten verstärkt wird. Inspiration wurde sich verstärkt vom nervenzerreißenden Videospiel Alien: Isolation geholt, dass den Spieler unmittelbar dem Terror aussetze vor einem Xenomorph zu flüchten. Die Kolonisten sind auf sich allein gestellt, abgeschnitten von jeglicher externen Hilfe und müssen sich in einer lebensfeindlichen Umgebung mit einer Kreatur auseinandersetzen, die nur eines im Sinn hat: die Auslöschung. Álvarez gelingt es, diese Trostlosigkeit gekonnt in Szene zu setzen, indem er das Unbehagen und die allgegenwärtige Bedrohung durch das Xenomorph als ständige Präsenz etabliert. Stilistisch ist das ein Best-Of des gesamten Franchises, inklusive Prometheus.
Es gibt die intensive Spannung des Originalfilms, in der sich genüsslich durch die Szenerie des lahmgelegten Schiffes gearbeitet wird, Geräusche im Hintergrund eine Bedrohung andeuten und Facehugger genüsslich nach Kehlen lechzen. Im affengeilen Finale wird es actionreich wie in James Camerons Schlachteplatte Aliens – Die Rückkehr, auf Prometheus wird angedeutet, einen Ripley Verschnitt gibt es mit Cailee Spaeny und und und. Das unterliegt etwas der Legacy-Sequel-Formel, aber bietet genug frische Impulse um nicht langweilig zu werden.
Visuell beeindruckt „Alien: Romulus“ durch seine atmosphärische Bildsprache und praktischen Sets. Die düsteren, engen Gänge der Kolonie und die bedrohliche Stille, die immer wieder von den brutalen Angriffen der Xenomorphs unterbrochen wird, erzeugen ein visuelles Erlebnis, das an die besten Momente des Originals erinnert. Álvarez‘ Talent, Angst und Bedrohung durch präzise Kameraführung und den Einsatz von Licht und Schatten zu inszenieren, wird hier voll zur Geltung gebracht. Er verzichtet auf übermäßigen CGI-Einsatz und setzt stattdessen auf praktische Effekte, was dem Film eine greifbare, handgemachte Qualität verleiht, auch wenn an Body Horror und Gore doch noch Luft nach oben gewesen wäre.
Dennoch leidet „Alien: Romulus“ unter einigen Schwächen. Die Handlung, so effektiv sie in ihren besten Momenten auch ist, bietet nur wenig Neues. Fans der Reihe werden viele der Handlungselemente als vertraut empfinden, und während die klassischen „Alien“-Tropen meisterhaft genutzt werden, fehlt es dem Film an Innovation. Besonders in der zweiten Hälfte lässt die Spannung teilweise nach, da sich das Geschehen zu stark auf bekannte Handlungsmuster und Action stützt. Hier hätte der Film mehr Mut zu neuen narrativen Wegen zeigen können.
Aber die letzte halbe Stunde ist so ein wilder Ritt mit einem furchteinflößenden Finale, dass Fans nur ein dickes Grinsen über die Lippen gehen kann. Neben einer absolut geilen Actionszene in der versucht wird mit Schwerkraft dem ätzenden Blut der Xenomorphs aus dem Weg zu gehen, sind die letzten 10 Minuten als Horrorsegment so schweißtreibend, dass die Anspannung erst mit einem der fiesesten Jump-Scares der letzten Zeit abebbt. Damit bleibt am Ende nichts außergewöhnliches, aber ein wirklich mehr als solider Horrorfilm und gelungener Eintrag in einem Franchise, welches seit 45 Jahren existiert.
Empfehlenswert für Halloween weil: Alien Romulus Fans des Franchise wohlige Erinnerung an alte Zeiten vermittelt und Neulingen eine gute Mischung aus Horror und Action bietet. Extrem gruselig wird es zwar nie und die Inszenierung hängt sich immer mal gerne an Jump-Scares fest, aber handgemachte Studioproduktion sollten unterstützt werden. Und das Action-Horror Finale ist wirklich zum Zungeschnalzen.
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