Die Serie American Horror Story ist ein Mysterium für sich. Es wirkt jede Staffel wie ein Mash-Up berühmter Horrormotive, doch statt dem Genre Tribut zu zollen, endet jede Staffel in einer Soap mit langweiligen repetitiven Drameneinschwung oder (wie es ist Staffel 2 passiert ist) mit übernatürlicher Dekonstruktion. Nach dem die Rezeption der Fernsehzuschauer nach American Horror Story Hotel so unzufriedenstellend war wie nie zuvor, entschloss man sich zu einem Update des Gesamtkonzeptes. Nur noch 10 Folgen mit einer durchschnittlichen Länge von 40 Minuten gibt und mit Roanoke ebenfalls einen Meta Einschlag.
Unter dem Pseudonym „My Roanoke Nightmare“ werden in einer fiktiven Fernsehshow die Erlebnisse eines Pärchens (ebenfalls fiktiv für die Serie erfunden und durch Lilli Rabe verkörpert) rekonstruiert und mit Schauspielern nachgestellt. Das wirkt zu Beginn wie ein Abkuppeln sämtlicher berühmter Horrormotive. Böse Hexen, Holzkonstruktionen die beinahe 1:1 aus Blair Witch übernommen wurden und ein Haunted House in denen sämtliche Antagonisten hausen. Diabolische Krankenschwestern, böse Geister, tote chinesische Mädchen mit langen schwarzen Haaren. In den ersten 4 Folgen gibt es das altbewährte Programm mit hartem Splatter, viel zu vielen überlauten Schocks und hysterisch kreischenden Protagonisten.
Wir sehen die nachgestellten Szenen einer Terrornacht, bekommen Einblicke in die Charakterkonstellationen und werden immer wieder mit echten Interviews mit Schilderungen auf dem Laufenden gehalten. Das guckt sich immerhin ganz gut weg, bietet jedoch kaum einen Mehrwert. Der echte Clou offenbart sich nämlich in den Folgen 5 & 6. Doch entschließen sich die Produzenten der erfolgreichen Serie „My Roanoke Nightmare“ für eine Fortsetzung. Dabei werden die echten Opfer zusammen mit ihren Schauspielern für ein Wochenende in die Villa gesteckt. Während die Produzenten versuchen so viel wie möglich zu faken um für die Zuschauer ein geiles Erlebnis zu präsentieren, versuchen die echten Opfer ihre Kollegen davon zu überzeugen, das Haus zu verlassen.
Natürlich glaubt niemand an diesen Spuk, es kommt zu Konfrontationen, Streitereien und der bestialischen Eskalation. Unter diesem Vorwand hätte sich American Horror Story Roanoke auf eine Meta-Ebene mit der genialen Scream-Reihe katapultieren können, indem sie den Wahn „Horrorfilme nach echten Begebenheiten“ zu inszenieren durch den Kakao zieht. Doch leider wird aus diesem Potenzial nichts gemacht, denn sehr schnell leben nur noch drei Personen. Und es passiert eben wie es passieren sollte. Ab Folge 7 nimmt man sich Wrong Turn und Blair Watch vor, zeigt sinnlose unnötig lange Folterszenen, Morde zum Selbstzweck und viel Geschrei, die bis zum Finale omnipräsent sind. Es macht einfach keinen Spaß mehr, jedes Mal Zeuge davon zu werden, wie sich alle Fehler wiederholen.
Die Darsteller sind auf Sparflamme und rattern ihr bewährtes Programm herunter, man ist viel zu fokussiert auf Ekelbilder und Jumpscares und genießt eine geradlinige Potenzialverweigerung. So macht es letztendlich auch für uns keinen Spaß, alle beliebten Horrorfilme zusammengewürfelt in einem Haufen Mist zu finden. Denn eine Sache bestätigt sich in American Horror Story immer wieder: Die Macher haben weder das Genre verstanden, noch irgendwann geliebt.
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