1997 war das Jahr, in dem Hollywood offenbar fest entschlossen war, Tieren jede erdenkliche Größe und Wut zu verleihen. Doch während viele dieser Versuche heute bestenfalls als Kuriositäten durchgehen, hat Anaconda etwas geschafft, das ihm bis heute einen Platz in der Popkultur sichert: Er macht einfach Spaß. Schlechter Geschmack, übergroße Schlange, überzogene Darsteller – alles zusammen ergibt einen dieser wunderbar albernen Creature Features, die man mit einer Tüte Chips, Bier und einem breiten Grinsen genießt.
Mit dem kommenden Remake am Horizont lohnt sich ein Blick zurück auf diesen Klassiker des 90er-Tierhorrors, der genau das ist, was er sein will: ein B-Movie mit A-Besetzung. Jennifer Lopez, Ice Cube, Owen Wilson und vor allem Jon Voight, der hier eine Performance abliefert, die man getrost als legendär bezeichnen kann – weil sie so grotesk überzeichnet ist, dass man sie nicht vergisst. Sein paraguayischer Schlangenjäger Paul Serone mit dem grotesken Akzent, dem starren Blick und der sadistischen Freude am Chaos ist das Herzstück des Films.
Doch was Anaconda wirklich über viele seiner Zeitgenossen erhebt, sind seine praktischen Effekte. Ja, es gibt CGI – und die sind, sagen wir es höflich, nicht besonders gut gealtert. Aber die animatronischen Anacondas, die tatsächlich gebaut und am Set eingesetzt wurden, sind beeindruckend realistisch und erzeugen auch heute noch ein wohliges Gruselgefühl. Das Gewicht, die Bewegung, das leise Knacken, wenn die Schlange sich um ihre Opfer windet – das fühlt sich greifbar an. Es ist diese physische Präsenz, die den Film selbst in seinen absurdesten Momenten erdet.
Die Szenen, in denen die Schlange zuschlägt, haben etwas fast Handwerkliches an sich: Da wird inszeniert, nicht einfach animiert. Man spürt die Mechanik, die Liebe zum Effekt, die Begeisterung für die greifbare Illusion. Und genau das fehlt modernen Creature Features oft, die sich zu sehr auf sterile Computerbilder verlassen. Anaconda mag trashig sein, aber er hat Substanz – im buchstäblichen Sinn. Der Film lebt von seiner Atmosphäre, seinen Schauwerten und dem stetigen Wechsel zwischen Spannung und unfreiwilliger Komik. Regisseur Luis Llosa weiß, dass sein Film kein Meisterwerk ist, also macht er das Beste daraus: Tempo, Hitze, Nebel und schweißglänzende Gesichter.
Und irgendwie funktioniert das alles bis heute. Anaconda hat diese besondere Art von 90er-Energie, die zwischen Selbstironie und völliger Ernsthaftigkeit pendelt. Man weiß nie, ob der Film gerade bewusst übertreibt oder es tatsächlich ernst meint – und genau das macht ihn so unterhaltsam. Als „Bad Taste“-Tierhorror funktioniert er perfekt: laut, drüber, handgemacht und mit genug Schauwerten, um auch beim wiederholten Ansehen nicht langweilig zu werden. Und wenn das Remake bald startet, darf man gespannt sein, ob es denselben schmutzigen Charme wieder einfängt. Alle Vorzeichen deuten auf eine Wiederbelebung trashiger 2000er Comedies hin.


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