Es gibt bislang nicht viele Genrehybride, die sich an einen Horrorfilm noir herangetraut haben. Doch es gibt einen ganz besonderen Kultfilm aus den Achtzigerjahren, der sich an jenes Wagnis probiert hat. Die Rede ist von Alan Parkers Angel Heart mit Mickey Rourke, Lisa Bonet und Robert De Niro.
New York in den 1950ern: Der abgewrackte Privatdetektiv Harry Angel (Mickey Rourke) wird von einem wohlhabenden neuen Klienten namens Louis Cyphre (Robert De Niro) dazu angeheuert herauszufinden, ob sein Schuldner Johnny Liebling noch lebt und wo dieser sich befindet. Angel, der sonst bescheidenere Aufträge gewohnt ist, begibt sich also auf die Suche und landet in den Gassen New Orleans, wo die bezaubernde Femme fatal Epiphany Proudfoot (Lisa Bonet) ein Hoffnungsschimmer auf seiner Fährtenspur ist. Noch ahnt Angel nicht, dass ihn sein Auftrag in satanistische Kreise führt.
Ein waschechter Film noir, untermauert und ausgebaut mit Horror- und Mysteryelementen. Funktioniert das vollends? Alan Parker beweist: Ja. Parker inszeniert in seiner Romanadaption von William Hjortsbergs Fallen Angeleinen weitaus labileren und brüchigeren Privatermittler, wie man es sonst aus Dashiell Hammits oder Raymond Chandlers Büchern kennt. Dennoch identifiziert sich sein Protagonist deutlich mit jener Hard Boiled-Ära, weshalb die Verschmelzung mit dem Horrorgenre einen überaus erfolgreichen Effekt auf das Geschehen hat. Bereits bekannte noir-Muster werden mit satanistischen und abergläubischen Ausschweifungen untermalt. Das altvertraute noir’ische Blues-Saxophon im Score bekommt einen weitaus finstereren Beigeschmack, als man es sonst aus einem Film noir gewohnt ist. Denn die höllischen Anzeichen der Geschichte versprechen schon früh Unheilvolles.
Der Film lässt sich viel Zeit, um die Größe seiner Story zu erkennen zu geben. Dies nutzt die Erzählung zu ihrem Vorteil, um sowohl das World Builing zu verfeinern, als auch die psychologische Grundprämisse zu verstärken. Denn eben wie in einem klassischen Film noir sollen sich nur langsam alle Wege verdichten. Der Horror hingegen zeigt sich schnappatmig erst in der zweiten Hälfte der Laufzeit. Düster ist Angel Heart dennoch von Anfang an. Einen deutlich größeren Effekt haben damit auch die abgründigen Bilderwelten, die sich zum Ende hin auftun. Denn diese lässt Alan Parker so unschuldig wie möglich über den Zuschauer herfallen, die in ihrem Mix aus Erotik, Surrealität und Blutrünstigkeit gleichermaßen subtil und begeisternd sind. Das liegt selbstverständlich auch an Rourke und Bonet, von denen man zu keiner einzigen Sekunde die Augen lassen kann.
Empfehlenswert zu Halloween, weil der grandiose Genrehybrid von Film noir und Mystery-Horror ein schleichendes, psychologisches und überaus reizvolles Filmerlebnis erschafft, das jeden Ton ebenso gezielt trifft, wie auch bösartig auszeizt. Als Horrorfilm gegenbenfalls etwas ernüchternd, doch als Mystery-Film noir überaus effektvoll. Rourke und Bonet sind zum dahinschmelzen.
Regie: Alan Parker
Drehbuch: Alan Parker basierend auf einem Roman von William Hjortsberg
Produktion: Alan Marshall, Elliott Kastner
Darsteller: Mickey Rourke, Lisa Bonet, Robert De Niro, Charlotte Rampling
Altersfreigabe: ab 16
Laufzeit: 113 Minuten
Veröffentlichungsjahr: 1997
Budget: 18 Mio. USD
Box Office: 17,2 Mio. USD (in den USA)
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