2021 als das Jahr des Regisseurs Zack Snyder zu beschreiben, dürfte in diesem Jahr wohl kein Filmfan verärgern. Nachdem sein Epos Justice League endlich zugänglich gemacht wurde, erschein letzten Freitag auf Netflix endlich sein lang angekündigter Actionfilm Army of the Dead mit dem er nochmal seine Anfangszeit Revue passieren lässt. 2004 zog er die Aufmerksamkeit des Genrefreunds nämlich auf sich, als er als Unbekanntes Blatt den Zombieklassiker schlechthin neu verfilmte. Dawn of the Dead von George A. Romero. Und damit inszenierte er ein Remake, das mindestens auf gleicher Höhe mit seinem hervorragenden Original ist.
Sein Gespür für Style, wahnsinnigen Money Shots, dem gezielten Einsatz von Pop- und Rocksongs sowie seine Liebe zu praktischen Gore-Effekten, ließen daran zweifeln, dass hier kein erfahrener Regisseur hinter der Kamera stand. Dieser Fakt ist zeitgleich der Grund dafür, dass viele aus dem Häuschen waren, dass es nun endlich wieder ins Zombiegefilde abdriftet. Und was lässt sich sagen: Das Warten hat sich für diejenigen gelohnt, die sich mit seiner epochalen Inszenierung abfinden können.
Mit ausladenden 148 Minuten wartet hier ein umfangreiches Spektakel auf uns, welches selbstredend nicht ganz so epochal ausfällt wie Justice League, aber den Fans genau das gibt was sie wollen. Irrsinnige Moneyshots, viel Comedy, bestialische Blutexzesse die verwunden lassen, dass Netflix die Altersempfehlung ab 16 Jahren auf der Startseite groß abbildet und genug Innovationen, dass man konstant unterhalten wird. Nach seinem tragischen Familienverlust geht es allerdings auch um eine Vater-Tochter Beziehung und Gruppendynamik welches nach dem gigantischen Beginn erstmal die Dynamik etwas entschleunigt.
Nachdem ein Konvoi der Armee verunglückt und eine Art Superzombie auf Las Vegas losgelassen wird, bleibt das einstige Spielparadies ein verbarrikadierter Ort des Schreckens. Als Jahre später Scott Ward einen Auftrag bekommt eine Söldnertruppe zusammenzustellen einen riesigen Tresor mitten im Zentrum von Vegas auszuräumen kann er nichts anderes als zustimmen. Doch ihnen bleibt wenig Zeit bis zur finalen Vernichtung der Stadt durch eine Atombombe als die Zombies intelligenter scheinen als vorher angenommen.
So viel vorweg: Army of the Dead ist Trash. Auch wenn er in der besten Eröffnungsszene des Regisseurs wirklich großartig beginnt. Die Zusammenstellung des Teams danach nimmt viel Zeit ein, integriert mit Dieter (Matthias Schweighöfer) einen Sprücheklopfer und suhlt sich auch sonst in schwachsinnigen Ideen. Man nehme einen zombifizierten Tiger, Alphazombies die auf Pferden reiten, ein Klassensystem innerhalb der Zombieherde wie in John Carpenters Ghosts of Mars und fertig ist der wilde Eintopf. Dass trotz des recht üppigen Budgets von 70 Millionen Dollar die Effekte aufgrund der schieren Masse an Ideen von äußerst beeindruckend bis Playstation 2 Spiel von 2004 schwanken tut da sein übriges.
Was allerdings eine pure Wonne ist, ist das Make-Up. Hier gibt es verfaulte Körper, animatronische Köpfe nach Enthauptung, abgetrennte Gliedmaßen und und und. Das Production Value gerade in der Zombiearbeit ist unglaublich. Doch gerade weil Zack Snyder auch als DoP fungiert und mit 60er Jahre Canon Optiken spielt die eine ungewöhnliche Tiefenschärfe haben fällt es schwer sich davon ganz einhüllen zu lassen. Immer wieder fixiert Army of the Dead seine Schärfe auf einen bestimmten Punkt und lässt den Hintergrund in einer Milchoptik absaufen. Zudem hatte einer der RED-Kameras zwei Pixelfehler die sich als weiße Punkte mitten im Schwarz bemerkbar machen.
Und weil das nicht reicht will Snyder auch noch Emotionen in der Gruppendynamik hervorrufen was bei der Anzahl an Charakteren leider etwas nach hinten losgeht. Dafür sind die Protagonisten schlichtweg zu uninteressant und die epochale Laufzeit zu kurz. Aber sind wir ehrlich dafür macht keiner den Film an. Und man bekommt was man will im 60 Minütigen Showdown, der alles entschädigt. Es wird geblutet, zerfetzt und geballert in kinetischen Actionszenen die überraschend konsequent Charaktere sterben lassen und die Bedrohung durch die Zombies aufgrund eines vorhergehenden Plotpoints greifbar machen. Snyders Gespür für Zeitlupenaufnahmen und Ästhetisierung von Gewalt entladen sich in einer mörderrischen Gaudi.
Das ist wie erwähnt ganz großer Blödsinn inhaltlich, aber optisch und inszenatorisch typisch Snyder. Selbst die Laufzeit kommt erstaunlich kurzzeitig rüber und hat im Schlussakkord nicht nur den besten Einsatz des Liedes Zombie von den Cranberries, sondern auch eine fiese vielversprechende Pointe. Mit Leichtigkeit Snyders zweitschlechteste Arbeit aber noch immer besser als 90 Prozent der sonstigen Netflixveröffentlichungen. Hier steckt Herzblut drin und im Gesamtpaket ein unglaublich unterhaltsames Spektakel.
Regie: Zack Synder
Drehbuch: Zack Snyder, Shay Hatten, Joby Harold
Darsteller: Dave Bautista, Ella Purnell, Matthias Schweighöfer, Theo Rossi, Nora Arnezeder, Garrett Dillahunt, Hiroyuki Sanada
Score Composer: Junkie XL
Cinematographer: Zack Snyder
Altersfreigabe: 16
Lauflänge: 148 Minuten
Erscheinungsjahr: 2021
Budget: 70.000.000$
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