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Beetlejuice Beetlejuice

von Sean Theumer

Beetlejuice Beetlejuice bringt den exzentrischen, chaotischen Charme der 80er Jahre auf spektakuläre Weise zurück. Wenn Danny Elfmanns Reprise direkt nach den Logos beginnt und die identische Kamerafahrt aus der Vogelperspektive die verträumte ländliche Kleinstadt einfängt, fühlt man sich wohlig an Tims Burtons Geisterbahnfahrt aus dem Jahr 1988 erinnert. Gleichzeitig birgt das allerdings die Gefahr in der Nostalgie-Renaissance unterzugehen und den gleichen Fehler zu begehen, wie Scream 6, Jurassic World 3 oder Ghostbusters: Frozen Empire.

Beetlejuice Beetlejuice begeht diesen Fehler teilweise, ist dabei aber weit weniger fokussiert darauf, ständig den Finger auf Personen zu zeigen und “Kennste Kennste Kennste” zu sagen. Im Gegenteil. Tim Burton wirkte in den letzten Jahren selten so zurück in seiner verschrobenen Ursprungsform wie hier. Beetlejuice Beetlejuice spielt wahnwitzig mit nostalgischen Elementen und schafft es, die Ästhetik dieser Ära überzeugend in die heutige Zeit zu übertragen. Für alte Fans ist es ein willkommener Ausflug in vertrautes Terrain, während neue Zuschauer von der überbordenden Kreativität und den skurrilen Charakteren ihre ersten Schritte ins Horrorterrain setzen dürfen.

Das Monsterdesign und Make-Up sei da insbesondere hervorgehoben. Nicht nur, dass Beetlejuice Beetlejuice formal ästhetisch wie zwei Jahre später entstanden wirkt, sondern erfreulicherweise weitergehend auf Computereffekte verzichtet. Die Kreaturen wirken, als wären sie direkt aus einem Fiebertraum der 80er entsprungen – in der besten Art und Weise. Jede Figur, ob Mensch oder Monster, ist bis ins kleinste Detail ausgearbeitet. Vom ikonischen Nadelstreifenanzug, dem Schrumpfkopf Bob bis hin zu den grotesken und gruseligen Erscheinungen aus der Unterwelt – das Make-Up und die handgemachten Effekte fühlen sich nostalgisch und gleichzeitig frisch an.

Die Liebe zum Detail ist in jeder Maske und jeder Make-Up-Prothese spürbar. Kein Wunder also, dass die visuellen Elemente eines der großen Zugpferde des Films sind. Abseits davon bleibt die Fortsetzung Standard, bringt die alten Charaktere zurück und fügt ein paar neue hinzu. Jenna Ortega, die Burton bei Wednesday scheinbar verzaubert hat, bleibt auf Autopilot, Justin Theroux hat einzelne Highlights, Willem Dafoe ist urkomisch. Das Pacing hat dabei jedoch kleinere Probleme. Die erste halbe Stunde zieht das Tempo so an, dass es unmöglich wäre dieses Tempo beizubehalten. Und ein Film der von Geistern handelt ist meistens am uninteressantesten wenn es ausschließlich um Menschen geht.

Der zweite Akt verfängt sich dabei zusätzlich in einem Romanzen-Subplot und verkrachten Familiendynamiken, was den Film ausbremst, bevor das Finale ein komplettes Feuerwerk an Ideen ist. Michael Keaton hat nach wie vor richtig Bock auf die Rolle, die Ekel-Effekte sind saftig und zwischendrin wird für einen Familienfilm sogar deftig gesplattert. Sehr zur Überraschung einer FSK 12! Dass es am Ende aber eher um eine Rückbesinnung an schönere Zeiten geht, statt um eine narrative Weiterentwicklung, sollte bedacht werden. Echte Konflikte und Zuspitzungen gibt es nicht, Monica Belluci ist fünf Minuten im Film weil sie gerade mit Tim Burton zusammen ist, aber das tut dem Riesenspaß keinen Abbruch.

Schön, dass Warner 100 Millionen $ investiert hat und den Film nicht auf Max sang und klanglos digital released hat. Und bei dem riesigen Erfolg den der Film jetzt hat, dürfen wir uns vielleicht schon auf einen finalen letzten Teil freuen. Bonus gibt es für die morbide Verabschiedung von Jeffrey Jones Charakter in Knetoptik und dem brachialen Musicalfinale. Also los ins Kino, bevor Beetlejuice Beetlejuice verschwindet. Ein riesiger Spaß für alle!

Empfehlenswert für Halloween weil: Beetlejuice Beetlejuice glücklicherweise nicht in die kontemporäre Nostalgiefalle tritt und Tim Burton zu alter Höchstform aufläuft. Wahnwitzige Kostüme, analoge Effekte, schrullige Ideen im Minutentakt und Michael Keaton in Höchstform sind genug Gründe für angenehm kurzweilige 100 Minuten. Und zwischendrin wird es sogar richtig gruselig und blutig!

Die Bildrechte obliegen dem Verleih ©Warner Bros.

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1 comment

Beetlejuice | Inglourious Filmgeeks 11. Oktober 2024 - 13:38

[…] Empfehlenswert für Halloween, weil Burtons gotische Bilderwelt hier sein großes Spielfilmdebüt feiern durfte und zweifelsohne ein Fest der schaurigen Kreativität ist. Ein sensationeller Erfolg, der selbst bei einer heutigen Erstsichtung fasziniert und verzaubert. Wie kann man nach Beetlejuice kein Tim Burton-Fan werden? Siehe außerdem unsere Kritik zur langerwarteten Fortsetzung Beetlejuice Beetlejuice. […]

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