Einst war Steven Spielberg ein Garant für kommerzielle Erfolge und konnte mit einigen seiner Filme etliche Lieblingsfilmlisten und Oscarnominierungen füllen. Mittlerweile pendelt sich sein Output jedoch zwischen durchschnittlich und angenehm ein. Für letztere Qualität darf man gerne seinen diesjährigen Oscarbeitrag Bridge of Spies nennen, der mit einem guten Thrill und angenehmer Narration punkten konnte. Allerdings verdanken wir ihm auch den ekelhaft verkitschten „Gefährten“ und den durchwachsenen Lincoln, mit denen er nicht an die Qualitäten anschließen konnte, für die er bei der breiten Masse ursprünglich bekannt war. Auch „BFG“ kann man leider nicht in einem Atemzug mit seinen besseren Werken nennen. Viel mehr handelt es sich hierbei nur um ein seelenloses Verschwenden von satten 140 Millionen Dollar.
Bereits Filme wie der Hobbit haben bewiesen, dass der komplette Verlass auf visuelle Effekte dafür sorgen können, dass sich die Seelenlosigkeit direkt in den Zuschauer frisst. Auch ein Großteil von Spielbergs „BFG“ stammt aus dem Rechner, mit der Fremdeinwirkung des Mädchens, dass in den etlichen computergenerierten Aufnahmen wie ein Antikörper wirkt. Stellenweise hat man sogar das Gefühl, man würde einen Animationsfilm gucken, womit die Inszenierung gleichzeitig einen Flow vermissen lässt. Auch mit seiner Darstellerauswahl überzeugt Spielberg nicht. Mark Rylance mimt den liebenswürdigen Riesen mit einer Herzlichkeit und Freude, dass ihm die gesamte Show gehört. Sophie, die von Ruby Barnhill gespielt wird, ist hingegen ein nerviges Energiebündel, das gelegentlich für rezeptive Anstrengung sorgt und die 116 Minuten zu einer Tortur macht. Dabei soll man einzelne Punkte dieser Kritik jedoch nicht missverstehen, denn für Familien, die mit ihren Kindern einen sorgenfreien Kinderfilm sehen wollen, ist BFG eine gute Wahl, die die Kleinen sicher gut amüsieren wird.
Jeder, der sich nicht durch die bunten Computerbilder einhüllen lässt, sieht einen seelenlosen Film, mit einem merkwürdigen Ansatz der Konfliktlösung. Noch in ET konnte Spielberg beweisen, wie gut er im Darstellen von merkwürdigen Freundschaften ist, indem er die Geschichte zwischen Elliot und dem Außerirdischen auf solch herzliche Weise an den Zuschauer brachte, dass man am Ende eine Träne vergoss. Sein Handwerk scheint er mittlerweile verlernt zu haben, denn in der freundschaftlichen Chemie bei „BFG“ stimmt nichts. Natürlich darf man bei einer Adaption keine 1:1 Rekonstruktion erwarten, doch aus einem düsteren Kinderbuch mit finsteren, kinderfressenden Riesen wurde eine Blödelei mit Trotteln. Eine überbunte Wundertüte, bei der man sich erneut fragen muss, wie viel CGI man noch erträgt. Denn wenn Konfliktlösungen zum Schluss nur mit Militärmacht zustande kommen und die bösen Buben auf eine einsame Insel geflogen werden, fragt man sich letztendlich, was die Kinder aus dieser Darstellung lernen sollen. Weil man zu schwach ist, um sich selbst zu wehren, petzt man einfach bei Autoritäten und alle Probleme werden fortan gelöst, ohne dass ich selbst etwas befürchten muss. Das hat nichts mehr mit Magie des Kinos zu tun.