Man merkt es nur, wenn man sich den Abspann genauer ansieht. Da steht es ganz klein am Ende: Auch Black Butterfly ist eine Neuauflage eines französischen Films, genauer: des Fernsehfilms „Papillon noir“ von 2008. Dass die US-amerikanische Filmindustrie bei der Auswahl ihrer Second-Hand-Stoffe generell recht frankophil ist, ist ja nichts Neues. Neu ist aber, dass solches Recycling sogar im Low-Budget-Sektor stattfindet. In einem solchen Fall ist ein Remake aber durchaus angebracht: Warum sollte man nicht einen sowieso nicht gerade populären Ausgangsstoff (einen beinah zehn Jahre alten TV-Film) neu interpretieren und das Potenzial seines ansprechenden Plots mit recht namhaftem Cast und wertiger Produktion zur Entfaltung bringen?
Antonio Banderas spielt hier einen ehemals erfolgreichen Schriftsteller in mittleren Jahren, Paul, der zurückgezogen in einem Berghaus lebt und eher dem Alkohol als der quälenden Arbeit an seinem Drehbuch zugeneigt ist. Durch eine Verkettung von Umständen gerät er an den mysteriösen Jack (Jonathan Rhys Meyers), der sich als wandernder „Drifter“ vorstellt. Paul bietet ihm seine Gastfreundschaft an, Jack übernimmt sogleich Arbeiten am heruntergekommenen Haus an und möchte Paul helfen, seine Schreibblockade zu überwinden. Als Jacks Verhalten jedoch immer verdächtiger und übergriffiger wird, entwickelt sich das obligatorische Katz-und-Maus-Spiel, bei dem nicht nur Pauls Drehbuch, sondern auch ein in der Gegend wütender Serienkiller eine Rolle spielen wird…
Von seinem französischen Vorgänger übernahm Black Butterfly nicht nur die nicht gerade neue Plot-Schablone („der mysteriöse Fremde/Eindringling, der etwas verbirgt“), sondern auch die optische Ästhetik, die in diesem Remake mit vermeintlich höherem Budget ebenfalls flach und ohne besondere lichtdramaturgische Unterstreichung ausfällt. Sehr ansehnlich ist Black Butterfly nicht gerade ausgefallen, und bis auf einige Szenen in der Nacht oder im Regen bleibt die Bildregie stark im Hintergrund; nicht gestalten, sondern zeigen ist das Credo. Das macht bei einer als Kammerspiel angelegten, rein auf Spannungserzeugung hin am Reißbrett entworfenen Handlung zwar durchaus Sinn, ist aber dennoch schade ob der vielen verschenkten visuellen Eindrücke (v. a. die Berg- und Waldlandschaft, in der sich Pauls Haus befindet).
Doch was hat dieser Neuaufguss dann zu bieten?
Der Cast wurde bereits erwähnt, unerklärlich erlesen ist er für solch eine Produktion ausgefallen. Antonio Banderas und Jonathan Rhys Meyers gehören zu jener Klasse an Schauspielern, die sich auch bei geringem Einsatz – wie hier -, bei minimaler mimischer Anstrengung nicht die Blöße geben und noch immer einer verdammt gute Figur machen. Dabei liegt es vor allem an der unkreativen Regie, dass sich die Chemie zwischen den beiden nicht vollständig entwickelt, zwei- oder gar vieldeutig wird: Sie wirken zu sehr in ihre Charakterklischees gezwängt, als dass sie freidrehen und diesem Thriller etwas wirklich Abgründiges verleihen könnten.
Was Black Butterfly dennoch einigermaßen sehenswert macht, ist sein hinreißend bescheuerter Plot und die sich aus dem Versuchsaufbau beinah gezwungenermaßen ergebenden Twists („Mhm, irgendwie müssen wir den Film ja enden lassen…“). Zwar ist die Erzählung mit seltsam gelegten Schwerpunkten inszeniert – so erfährt man über den Frauenmörder beinah gar nichts -, das Kreisen um Pauls Drehbuch ergibt jedoch einige wunderbare Meta-Gedankenspiele, die „Black Butterfly“ in Verbindung mit den überdurchschnittlichen Darstellern aus der grauen Masse des DTV-Sektors herausheben.
Alle Bild- und Videorechte obliegen dem Verleih ©EuroVideo Medien GmbH