Frisch aus der Shudder-Schmiede gibt es einen kleinen britischen Horrorfilm namens Black Cab, in dem Nick Frost als Taxifahrer ein Pärchen mit Beziehungsproblemen nachts auf eine Geisterstraße fährt und weitaus dunklere Absichten offenbart. Das klingt zugegeben nicht nach großer Kinounterhaltung und ist letztendlich auf dem sympathischen Streaming-Dienst weitaus besser aufgehoben. Ob er aber auch die Qualität von Geheimtipps wie Oddity oder In A Violent Nature erreicht?
Mit Nick Frost gibt es immerhin prominente Besetzung, auch wenn er mit seinem Charisma der einzige darstellerische Lichtblick in diesem Flickenteppich ist. Ein dysfunktionales Paar, welches sich ursprünglich auseinandergegangen ist, sich dann jedoch wieder etwas zusammenraufen konnten, wird Teil dieser Geisterbahnfahrt. Dabei kommen in den ersten 15 Minuten beinahe alle Klischees zusammen: Sie ist schwanger, aber hat es ihm nicht erzählt. Er ist ein toxischer Narzisst. Doch die schlimmsten Erfahrungen können doch die Fehler gegenseitig aufzeigen und alte Liebe neu zusammenschweißen oder?
Und da kommt der Begriff Geisterbahn tatsächlich genau richtig. Black Cab ist die Sorte schnell zusammengewürfelter Horror, der in unserer heutigen Zeit viel zu oft vorkommt. Dass die Produktionskosten überschaubar waren und Nick Frost scheinbar ähnlich wie Russel Crowe in Unhinged mal ordentlich auf die Kacke hauen wollte, ist zu entschuldigen, auch wenn der Film dabei tonal nah an einer schlechten Komödie vorbeischrammt. Aber Horror steht hier wirklich nur auf dem Papier. Geisterfratzen, laute Töne und keinerlei Spannungsaufbau beschreiben Black Cab am besten.
Dass man sich nunmal erschreckt wenn ein Geist mit 160dB und die Kamera schreit oder ein Tablett im Off in einem Restaurant herunterfällt mit einem ohrenbetäubenden Knall in einer stillen Dialogszene ist klar. Dass das Tempo dann aber auch so lahm und repetitiv ist, gibt dem Film dann leider den letzten Rest. Immer wieder wechseln sich öde Fahrszenen und Gespräche mit kurzen Schocks ab, oder dabei jemals einen richtigen dramaturgischen Bogen hinzubekommen. Viel mehr dümpelt Black Cab in einem Nachmittagstempo vor sich hin und will auch noch Emotionen durch Flashbacks hervorrufen. Zu viele Flashbacks, die die 85 Minuten Laufzeit noch zusätzlich verlangsamen und eine Geisterstraße die erst nach 45 Minuten Teil der Geschichte wird.
Der Weg, den Black Cab eingeht ist für die Prämisse eigentlich kein schlechter. Auf einer heimgesuchten Geisterstraße bietet sich ein Film wie eine Geisterbahn perfekt an. Doch anders als Rob Savage mit Dashcam, einem hyperaktiven und innovativen Found Footage Film, findet Bruce Goodison keine Impulse oder gar Intensität. Ausgeschnittene Standbilder von gruselig geschminkten Menschen die in irgendwelchen Spiegeln auftauchen mit einem schrillen Knall ist alles, was Black Cab neben desaströsen Computereffekten zu bieten hat. Da können eine gute darstellerische Leistung von Synnøve Karlsen und ein Nick Frost im Ekelmodus nicht mehr viel ausrichten.
Black Cab ist Streamingfutter im schlechtesten Sinne. Ein schleppender und langweiliger Horrorfilm ohne Innovationen oder Spannung, der alles für seine unnötig komplizierte Erzählweise, nervige Jumpscares und platten Dialoge tut und dabei das wichtigste vergisst: Horror. Findet, wenn überhaupt, seinen Weg als Direct to DVD oder Video on Demand nach Deutschland.
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