Spike Lees Film könnte aktueller nicht sein. Und das beweist nicht nur sein fünfminütiges Outro, in dem Originalaufnahmen von auflaufenden Neonazis in Charlottesville gezeigt werden und das Auto, dass in die Menge Gegendemonstranten fährt und damit einen Menschen umbringt. Und genau da trifft BlackKlansman auch genau den Nerv, den er zuvor so sehr verfehlt. Mehr dazu später.
Es beginnt mit einer aufbrausenden Rede von Alec Baldwin der in einem fünfziger Jahre Anzug direkt beginnt völligen Unsinn zu reden. Als direkten krassen Kontrast lässt Spike Lee ihn jedoch Sachen wiederholen weil seine Stimme versagt, bedrohliche Sachen nicht so klingen wie sie müssen oder schlichtweg der Text vergessen. Dabei packt er eine gesamte Nation bei den Eiern die einen blonden Dummkopf an vorderste Front des Landes gewählt haben und diffamiert jegliche Überzeugungen in Rassenunterschieden. Und diese ersten 5 Minuten lassen auf eine schmerzhaft wichtige Geschichte hoffen, doch bildet die Szene leider bereits einen viel zu frühen Höhepunkt, der kaum wieder erreicht wird.
Denn vor allem ist BlackKklansman tonal total unausgeglichen und chargiert wild zwischen bitterböser Satire, Rassendrama und Thriller ohne dabei jedoch zu einer guten Mischung zu kommen. Das bedeutet nicht, dass dieser Film ein Fehlschlag ist, im Gegenteil. Die Absurdität, dass diese Geschichte wirklich so passiert ist, lässt das Gefühl zu, dass in all dieser blinden Dummheit gleichzeitig Bedrohung, in jeder Posse gleichzeitig Dramatik und in jedem dummen Gedanken gleichzeitig ein brodelndes Pulverfass steckt. Problem hierbei ist jedoch, dass dieses Pulverfass hier eher einer Knallgasprobe gleicht.
Und dabei ist BlackKklansman darstellerisch eine absolute Granate. John David Washington verkörpert Ron zwischen sicherer Gelassenheit und angespannter Sorge grandios und Adam Driver ist, wie gewohnt, großartig als karohemdtragender und verkabelter Buddy-Cop. Doch gegen die Faux-Pas im Drehbuch können leider auch diese beiden Leute nichts ausrichten. Dabei schießt Spike Lee am Ende in seiner Konstruiertheit weit über das Ziel hinaus. Es ist nicht verwerflich, dass eine Adaption Dinge ändert. Aber ein solch explosives Finale zu entwerfen, dass einen erfundenen Love Interest mit in den Topf wirft und so zufällig entsteht, grenzt an Manipulation.
Und da verliert der Film letztendlich fast komplett seinen Drive und greift seine Stärken erst mit dem finalen Schlussbild wieder auf, dass in bester Horrorfilm-Manier aufzeigt, dass Hass stärker zu sein scheint als Menschlichkeit. Und da BlackKklansman seine Emotionalität am Ende durch seine Konstruiertheit verfehlt werden, in gewohnter Manier bei wahren Geschichten, Szenen eingefügt die nochmals zum reflektieren einladen sollen. Und es nicht abzuweisen, dass Spike Lee wirklich sauer ist auf die Situation des Landes und der Gewalt und Diskriminierung die uns umgibt. Aber da dafür wirkt der Spielfilm leider zu unreflektiert, aber äußerst unterhaltsam.
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