Der Anschlag auf den Boston Marathon im Jahre 2013 verursachte den Durchbruch sozialer Medien als Überhand der Breaking News. Im Film ist davon nur bedingt etwas zu sehen. Peter Berg konzentriert sich stattdessen auf die Betroffenheit der Individuen, wie sie auf diese Art in den Medien nicht wahrzunehmen war – ein wiederkehrendes Motiv des Regisseurs, wie es zuletzt in Deepwater Horizon erkennbar ist. Für die Hauptrolle engagierte er wiederholt Marky Mark Wahlberg.
Vieles lässt Patriots Day befürchten. Nicht nur die Darstellung der Terroristen sollte eine Schwierigkeit darstellen, sondern auch der im Originaltitel platzierte Pathos. Zwar ist dies nur der Name des thematisierten Feiertages, doch wurde er in Deutschland sicherheitshalber in Boston umbenannt. Zugegeben, der Titel ist treffender als sein Original, denn die Verknüpfung aller zentrierten Schicksale solle letztlich den vielfältigen und ungebrochenen Charakter der Stadt vereinen. So wird keine Rücksicht genommen, dass mögliche Zuschauer des Filmes nicht aus Boston stammen. Würde der Name der Stadt nicht zu oft fallen, wäre es eine charmante Verbeugung vor allen Großstädtern der Welt geworden – wenn man es nur ausreichend möchte, kann Boston auch als solch ein Film verstanden werden.
Nicht der Pathos lässt das Thriller-Drama stellenweise verunglücken, da dies noch in einem erträglichen Rahmen stattfindet. Nein, es ist die naive Darstellung der Terroristen. Die häuslichen Dialoge sind zutiefst unglaubwürdig und offenlegen die Ahnungslosigkeit der Drehbuchautoren über eine realistische Reflexion der Betroffenen. Darüber hinaus -und das ist das verheerendste am gesamten Film- werden Ideale des Islams und die von rechtsradikalen Terroristen nicht ausreichend differenziert. Mehrfach wird betont, dass der Anschlag auf keinen Fall antimuslimische Bewegungen verursachen soll. Trotzdem wird eine extremistische Wahrnehmung des Glaubens im Film festgehalten, die in ihrer Wirkung zu unkontrolliert ist. Weder teilnahmslos noch analytisch ist jene Szene, sondern lediglich nicht ausreichend durchdacht. So wirkt die Darstellung der Religion bloßstellend und lässt die eigentlichen Konturen verwischen.
Boston zeigt auf einfache Weise und mit gücklicherweise sympatischem Patriotismus die Bedeutsamkeit des Individuums und die von Solidarität. Hier wird unterhaltsamer und teils intensiver Mainstream versprochen, in dem selbst der Humor zünden kann. Die Dramaelemente sind leicht überschwänglich und die Darstellung der Antagonisten deutlich zu naiv. Dass es trotz allem kein schlechter Film, ist die wahrscheinlich größte Überraschung an dem ganzen.
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