Zu Zeiten als totgespielte VHS-Tapes für verbotene Filme der heiße Shit oder die Red Edition DVDs in teils miserabler Qualität ein gern angenommenes Medium für den Besitz dieser war, spukte auch Stuart Gordons Castle Freak durch die Sammlung der Genrefans. John hat ein Schloss in Italien vererbt bekommen und zeiht dort mit seiner blinden Tochter Rebecca und seiner Frau ein. Doch in dem Gemäuer scheint ein merkwürdiger Gast zu wohnen.
Dass der auch im Titel genannte Freak der ungebetene Gast ist, ist dabei kein Geheimnis. Auf dem Cover der DVD prangte ja auch schon die deformierte Fratze, was die Überraschung weggenommen hat. Aber das ist auch nicht wichtig für Castle Freak, denn dieser Film passt zwar wie Arsch auf Eimer in unserer Gothic Woche durch die Gemäuer und Kulissen, dafür auch aber auch genau so gut in einen Trashabend. Denn es vergeht wirklich viel zu viel Zeit bis Stuart Gordon hier endlich in die Gänge kommt.
Das Szenario bietet immerhin viel Platz, könnte man die Abstinenz von Liebe und Geborgenheit im Leben des Monsters und das Missverständnis der Befriedigung dieser Bedürfnisse bei Johns Familie nehmen um eine tragische Geschichte zu erzählen oder den Hass auf Menschen als ruppiges Splatterfest inszenieren, doch Castle Freak ist eben beides nicht. Es vergeht sage und schreibe eine Stunde bis ein Fehltritt Johns für die lang ersehnte Eskalation wartet.
Davor müsst ihr durch ein Versteckspiel in den Gemäuern durch, wobei eine Nachtsequenz mit der blinden Rebecca sogar richtig gut ist, und seht immerhin stimmungsvolle Bilder des sonnigen Italiens. Im Finale gibt es immerhin viele handgemachte Effekte und Gekröse, was die Wartezeit etwas entschädigt. Im Repertoire des Regisseurs bleibt Castle Freak leider an hinterer Stelle. Dafür ist das Schauspiel zu hölzern, das Pacing zu behäbig und die Bewegungen des Freaks schon beinahe komisch. Dafür, dass die 90er was Horror und Effekte angeht so ein grandioses Jahrzehnt war ist es nur logisch, dass Castle Freak nie den großen Kultstatus bekommen hat.
Es lohnt sich für die Masken und Splattereffekte einzuschalten oder wenn man sich nach einem Sommerurlaub in Italien sehnt, doch richtig zu schocken vermag es der Film nicht mehr. Und es bleibt die Frage im Raum, ob er überhaupt einen berüchtigten Ruf hatte. Im Vergleich zum vor kurzem erschienenen Remake handelt sich hier aber wohl um ein Meisterwerk. Aber auch dafür ist eine Sonderwoche da: Um ein paar Titel aus der Watchlist zu streichen und sich vorzustellen wie die Wirkung wohl wäre, wenn man Castle Freak in seiner Jugend, heimlich mit Freunden auf einer abgenudelten Videokassette gesehen hätte. Aber Blut, Brüste und ein heimlich getrunkenes Bier klingen nach mehr Spaß als es der Film bieten kann. Leider.
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