Nacho Vigalondo ist ein bemerkenswerter Filmemacher. Bisher inszenierte er immer wieder filmische Wundertüten oder groteske Episoden in Horror Anthologien. Egal ob Zeitreise-Krimi, Desktop Thriller oder Comedy, ein Genreauswahl scheint er gar nicht treffen zu wollen. Mit Colossal haben wir nun einen völlig abstrusen Genresalat bekommen, der mit viel Dressing eine gesunde Hausmannskost bildet.
Nun dieser Vergleich mit dem Salat und dem benötigten Dressing soll diesen Film jedoch in keinerlei Hinsicht abwerten, denn wir als Zuschauer müssen diese Extrazutat in Form von Toleranz und gleichzeitig Ignoranz mitbringen. Toleranz für einen völlig abgefahrenen Genremix mit antiklimatischen Dritteln und Ignoranz für eben diese tonalen Unstimmigkeiten. Colossal wurde nicht für eine große Auseinandersetzung gemacht, sondern als Spaßfilm, weil der Regisseur eben Bock drauf hatte. Was steckt nun also alles in dieser bombastischen Wundertüte.
Eine Säuferdrama, welches den Konsum nicht kritisch im Sinne eines Diskurses beleuchtet, sondern dadurch den Protagonisten erden möchte, eine Verbeugung vor den japanischen Kaiju-Filmen aus den 50er Jahren, auf die wir gleich näher zu sprechen kommen und eine Komödie über eine alte Freundschaft. Nachdem ein Monster ganz plötzlich aus dem Nichts in Süd-Korea ausrastet bemerkt Anne Hathaway schnell, dass sie eine besondere Verbindung mit diesem Wesen hat. Ohne euch jetzt eine Überraschung vorweg nehmen zu wollen, fasse ich es kurz, dass es einen Monsterkampf als digitale Transportation auf die alten Godzilla-Filme gibt. Natürlich nicht als Hauptbestandteil im Film, sondern eher als artifiziell aufgehübschte Verbeugung vor dem Geist von Ishirô Honda.
Colossal ist zum einen einfühlsam durch die tolle Darstellung von Anne Hathaway, die es schafft die innere Zerrissenheit durch den häufigen Alkoholkonsum zu verbindlichen und gleichzeitig den Wert von Freundschaft, der durch uns durch dunkle Phasen unseres Daseins hilft, aufzeigt. Zusammen mit Jason Sudeikis entsteht eine erfrischend echte Chemie, auch wenn sich Vigalondo im letzten Drittel für überladenen Dramaeinschwung entscheidet. Gleichzeitig raubt er seinem Film auch die Fantasie, indem er das fantastische Mysterium mit einem Erklärbär deuten möchte. Das reißt den Gesamteindruck deutlich nach unten, zumal dadurch die Inszenierung auch an Tempo verliert.
Colossal sollte jedem empfohlen sein, der wieder Lust auf eine erfrischend originelle Idee hat und gleichzeitig über offensichtliche Mängel hinwegsehen kann. Ja, hier gibt es Schwächen und Fehler, doch gleichzeitig auch viel Kreativität und Überraschungen. Dass das letztendlich nur für einen entspannten Sonntagnachmittag reicht, sei mal dahingestellt. Denn manchmal ist es die zu Beginn erwähnte Hausmannskost, die unten passenden Umständen am Besten schmeckt.
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