Der Erfolg des Okkult-Horrors The Conjuring ließ nicht lange auf sich ruhen und resultiert nach dem gefloppten Spin-Off Annabelle ein heißersehntes Sequel. Ob die Fortsetzung alle Erwartungen abdecken kann?
Regisseur James Wan ist stets ein großer Liebhaber von fiesen Jump-Scares. Dies ist seit seinem dämonischen Insidious nicht mehr in Frage gestellt. Auch in Conjuring 2 lassen schattierte Raumecken und beunruhigend langsame Kamerafahrten nicht lange auf sich warten. Besonders spielerisch ist Wan mit dem Timing des Erschreckens, welches den eigentlichen Grusel ausmacht. Denn deutlich mehr Horror hat er nicht zu bieten. Die Ankündigung einer spannungsauftreibenden Szene wirkt zudem routinemäßig und charakterlos. Zu viele Momente erinnern an andere Horrorfilme, da ein weiteres Mal Haunted House und Besessenheit aufeinander treffen. Darunter befinden sich zwar gelungene Zitierungen von Der Exorzist und Poltergeist, doch entschuldigt dies nicht den ewigen Wiederholungsablauf ähnlicher Szenarien. So leidet auch die Story darunter, die viel zu lange braucht, um den Hauptkern der Geschichte zu erreichen. Zum Glück aber ist das nur ein Problem des ersten Drittels. Folglich ist der Rest des Filmes weitaus abwechslungsreicher.
Überaus gelungen sind die qualitativen Substanzvertiefungen der Charakterzeichnungen. Eine solche Ergänzung hat Conjuring 2 schließlich nötigt, da er sich auf diese Weise vom Vorgänger abgrenzt und die Gefahr, eine Sequel-Kopie zu sein, umgeht. Ebenso geglückt ist die Einführung der schauderhaften Nonne, welche für die zweifellos besten Szenen im Film verantwortlich ist. Dank ihr erreicht die Fortsetzung den erhofften Gruselpegel, auch wenn die Anzahl ihrer Auftritte in der Minderheit ist. Doch ist dies der entscheidende Knackpunkt ihrer mystischen Erscheinung, die gegenüber den durchgekauten Jump-Scares des Poltergeistes dezent genutzt wird.
Könnte sich Wan nur von seinem monotonen Szenengerüst entfesseln, so würde tatsächlich ein erschreckend guter Horrorfilm entstehen. Doch der blutleere Mainstream-Grusel schafft keinen großen Sprung nach vorne. Zu entschuldigen ist dies mit dem grandiosen Schauer der Nonne und den wenigen, atmosphärischen Ausnahmeauftritten des Poltergeistes, die auf Jump-Scares verzichten. Nur muss dafür ein komplettes Drittel der 134-minütigen Laufzeit entrinnen, welches das erheblichste Manko von Conjuring 2 ist. So verschenkt er sich letzten Endes die Chance auf den Titel einer „gelungenen Fortsetzung“. Vielleicht zündet es beim dritten Versuch.
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