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Countdown

von Sean Theumer

Eine App die dir verrät wann dein Todeszeitpunkt sein wird. Wenn du versuchst diesen Zeitpunkt zu ändern oder die Dinge umgehst, die du zu jenem Termin machen würdest, jagt dich der Tod um den Termin einzuhalten. Gab es das nicht schon mal in gewisser Form? Ja, mit dem Titel Final Destination. Wenn sich eine Sache aber zumindest aufweisen lässt, dann dass das moderne Horrorkino so penetrant versucht Horrorikonen zu erschaffen. Was in den 80er Jahren mit Freddy und Jason oder in den 90er Jahren mit Ghostface und Leprechaun so federleicht funktionierte, bekommt jetzt irgendwie keiner mehr auf die Kette. Auch Countdown versucht sich an der Einleitung einer vermeintlichen Koryphäe, die im Film selbst keinen richtigen Namen bekommt.

Der heimsuchende Antagonist hier ist nämlich eine Banshee, die mit ihren strahlenden gelben Augen und ihrem Körper eher aussieht wie eine Mischung aus The Nun und einem ziemlich hässlichen Fisch. Gut, es hat nicht funktioniert den Slender Man als Filmcharakter zu etablieren, der Bye Bye Man war eine unglaubliche komische Lachnummer. Wo reiht sich jetzt denn eigentlich Countdown ein? Man sollte sich am besten direkt zu Beginn bewusst sein, was man hier bekommt. Wer Trailer gesehen hat, kann sich denken worauf die Palette hier abzielt. Jump-Scares, Heimsuchungen und Austreibungen. Das Einmaleins des modernen amerikanischen Horrorfilmes.

Wir reden Jump-Scares immer schlecht, weil sie die faulste Art und Weise sind einen Horrorfilm auszuschmücken. Alles wartet auf einen großen Knal,l der zuvor durch Stimmungswechsel angekündigt wird und danach hat der Zuschauer schon fast wieder vergessen, warum er bei einem ohrenbetäubenden Knall seinen Popcorneimer verschüttete. Aber sie können auch maßgeblich zur Stimmung beitragen und ein konstantes Gefühl der Ungewissheit herbeiführen. Das Problem bei Countdown ist also nicht, dass er seine Erwartungen erfüllt, sondern viel mehr wie sehr er daran scheitert.

Countdown Review

Gefühlt alle 5 Minuten jagt ein Schrecken über die Tonspur. Countdown ist wirklich dermaßen ausgereizt mit Effekten, dass selbst der unerfahrenste Horrorfilmgucker irgendwann genervt auf die Leinwand starren wird. Noch dazu geschehen sie in so vorhersehbare Weise, dass ohnehin kaum Spannung aufkommen mag. Das Einzige, was Countdown besser macht als andere moderne Vertreter dieser Gattung ist, dass er sich selbst nicht ernst nimmt. Hier werden Motive übertrieben, die in Conjuring und Co. für Seriosität sorgen sollen. Der Priester. Die Instanz die mit ihrer religiösen Weisheit die Rettung für Protagonisten bringt. Hier handelt es sich um einen hyperaktiven jungen Kerl, der die Kirche so sehr liebt, dass er ein riesiges Kreuz auf dem Rücken trägt.

Noch dazu kann er es kaum erwarten endlich so richtig eine Damönenrettung auszuführen. Das bringt in diesem Wirrwarr um uninteressante Charaktere und Familienangelegenheiten immerhin etwas Abwechslung und Spaß. Das rettet Countdown letztendlich natürlich nicht. Er ist kein guter Film geworden. Es ist ein Film, welcher lieber das zuhauf aufgewärmte nochmal neu erhitzt und keinerlei Eigenwürze in den Topf gibt. Die Schauspieler sind durchwachsen, nur wenige Schockmomente sitzen oder um es besser zu sagen: Nur ein einziger Toneffekt kommt an einer Stelle die man nicht erwartet. Das Finale ist ein gigantischer Haufen Scheiße.

Keine Frage, Countdown wird auch international bei dem geringen Budget ein voller Erfolg sein und bei der Zielgruppe wahrscheinlich nicht total durchfallen. Solch generischer Budenzauber haut alte Horrorhasen aber nicht aus dem Sessel, auch wenn das Creature Design tatsächlich recht gruselig ist und die Präsenz nicht unnötig übertrieben eingesetzt wird. Selbst eine Szene auf einer Krankenhaustoilette oder eine, wo die Schwester der Protagonistin versucht ihr Handy zu holen, sorgen für richtige Spannung bis zum langweiligen Knall. Es bleibt ein Mysterium, was für ein Film Countdown geworden wäre ohne moderne Mittel. Vielleicht eine kleine Gaudi.

Countdown DVD

Die Bildrechte obliegen dem Verleih ©Universum Film

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