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Crawl

von Sean Theumer

Alexandre Aja ist dem gepflegten Genrefreund definitiv ein Begriff. Sam Raimi bedarf alleine aus filmhistorischer Sicht auch keine Beschreibung mehr. Beide sind verantwortlich für den im August gestarteten Krokodil-Horror Crawl, der bei Kritikern erstaunlich solide Wertungen erhalten hat und international ein absoluter Erfolg geworden ist. Dass Raimi ein Gespür für Horrorfilme hat, dürfte er 2016 mit Dont Breathe jedem bewiesen haben. Auch hier werden viele Elemente des Thrillers genutzt und für ordentlich Spannung zu sorgen.

Dabei sollte man sich jedoch direkt im Vorfeld klar darüber sein, was man von Crawl bekommt. Diese Erwartungshaltung kann gerade im Bezug auf die eigenen Ansprüche hier durchaus zuvorkommend sein. Crawl ist B-Horror, der mit einem Bruchteil des Geldes von The Meg erschaffen wurde. 13,5 Millionen $ hat Ajas neues Projekt gekostet und das kann sich wirklich sehen lassen. Gerade da Effekte hier unverzichtbar sind, sehen die fiesen Krokodile absolut zufriedenstellend aus und auch die klaustrophobischen Sets können sich sehen lassen.

Crawl ist glücklicherweise so radikal reduziert auf sein Bedrohungsszenario, dass er keine große Lust hat irgendetwas abseits seiner linearen Geschichte zu erzählen. In den ruhigen ersten 10 Minuten erfahren wir alles was wir wissen müssen. Haley ist Schwimmerin, wird von ihrem Vater seitdem sie klein ist trainiert. In Florida droht ein Hurricane extreme Verwüstung zu verursachen, doch ihr Vater meldet sich nicht. Auf der Suche nach ihm fährt sie an einem Schild mit dem Aufdruck „Alligator-Farm“ vorbei. Im Haus angekommen, merkt sie, dass etwas nicht stimmt.

Crawl

Ab da bietet Crawl kaum noch Verschnaufpausen und zieht die Spannungsschraube so fest an, dass man keine Geräusche machen möchte. Umso effektiver sind da die fies gesetzten Schocker die tatsächlich gut funktionieren, da wir hier so oft auf wackeligen Stühlen sitzen mit konstanter Erwartungshaltung ohne, dass etwas passiert. Da stört es kaum, dass viele Szenen aus gängigen Klischees entstehen und die Mordszenen im Film wie Zufälle wirken um eben blutige Krokoaction zu zeigen. Stört das?

Nein, wer High Tension, The Hills Have Eyes und Co. von Aja gesehen hat weiß, dass er es liebt den menschlichen Körper in allen Variationen zu zerstören. Auch in Crawl haben sich einige deftige Gewaltspitzen eingeschlichen die für Staunen sorgen, gerade weil man sie in dieser Brachialität nicht von einem Film mit blauer Altersfreigabe erwartet. Lobend sei außerdem zu erwähnen, dass Crawl in seiner dramatischen Kurve ebenfalls keinen Gramm Fett am Leib hat.

Das Finale driftet in Richtung Survival-Action aber macht Spaß zu sehen, wobei der Gesamteindruck vom Ende ebenfalls solide aufrecht erhalten wird. Crawl geht mit seinen 88 Minuten nicht nur eine angenehme Länge, sondern endet exakt dann, wenn er enden muss. Kein Epilog, kein emotionales Umarmen mit heroischem Finalakt. Ein einfacher Schlussstrich in Form rollender Credits. Auch wenn die Inszenierung selbst vollkommen humorbefreit ist, fetzt Crawl richtig. Das ist keine Filmkunst sondern schlotziges Genrekino, dass viel Spannung bietet und im Tierhorrorbereich für Krokodile einen soliden Filmbeitrag stellt. Sehenswert!

Crawl DVD

Die Bildrechte obliegen dem Verleih ©Paramount Pictures Deutschland

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