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Creep

von Sean Theumer

Creep entspringt aus der Sparte der Zwei-Mann Projekte, die leider kaum große Aufmerksamkeit genießen dürfen. Mit schmalem Budget gedreht, mit kleiner Unterstützung von Jason Blums Produktionsschmiede Blumhouse ist „Creep“ hierzulande ohne Verleih auf Netflix abrufbar und sollte, falls noch nicht gesehen, noch unbedingt vor Halloween geschaut werden, denn unter „Creep“ verbirgt sich eine kleine unangenehme Perle. Aaron ist Videofilmer und antwortet auf Craigslist auf ein Jobangebot von Josef an. Seine Aufgabe besteht darin den Tagesablauf von Josef zu dokumentieren, ohne danach in der Öffentlichkeit ein Wort darüber zu verlieren, da Aaron erzählt wird, Josef sei unheilbar krank und wird seinen ungeborenen Sohn nie zu Gesicht bekommen. Doch während der gemeinsamen Zeit verändert Josef sein Verhalten in immer beängstigerende Züge. In „Creep“ ist der Name auch Programm. Für den Zuschauer ändert sich die Stimmung gleich mit dem Protagonisten, dessen Erlebnisse wir durch die Kamera wahrnehmen. Besticht die Inszenierung anfangs noch aus schwarzem Humor und lockeren Gesprächen, schlägt die gesamte Atmosphäre exakt dann um, wenn das gerade noch intakte Lügennetz droht einzubrechen. Aus einer Freundschaft wird ein unangenehmer Albtraum, der sich langsam schleichend in wirklich furchteinflößenden Sequenzen entlädt und doch keine Eskalation bietet. Im Gegenteil, die Inszenierung bietet einen angenehmen Konterpunkt und lässt den Schlussakt nicht in einem überladenen Finale im Haus enden, sondern entlässt Aaron ohne große Verletzungen aus dem Haus von Josef. Von dort an, gelingt den Beiden, die auch hinter Regie und Drehbuch stecken, ein wirklich fieses Terrorszenario, bei dem die Präsenz nicht definiert wird und mehrmals mit den Erinnerungen an den Dreh gespielt wird. War Josef wirklich ein Psychopath mit bösen Absichten oder wirklich nur ein kranker Mensch, der in seiner Verzweiflung merkwürdige Aktionen tätigte? Ist er Bessessen von Aaron und verfolgt ihn auch in seinem Haus oder ist es die Paranoia die sich in Aarons eingenistet hat?

„Creep“ ist ein kleiner fieser Slowburner, der es gekonnt schafft, den Adrenalinspiegel aufrecht zu erhalten und seine Atmosphäre ohne Jump Scares spickt. Es ist unangenehm als Zuschauer zeuge davon zu werden, wie etwas unerklärbares passiert und schockierend, wie die Geschichte endet. Ein Ende, dass die sowieso schon herrschende Konsequenz mit einer kleiner Kirsche auf der Haube verschönert. Als Zuschauer muss man sich jedoch darauf einlassen, dass die Narration in einem sehr entschleunigten Tempo geschieht und auch die Dialoge zäh sind, wie ein Stück Autoreifen. „Creep“ ist ein Film, der sicherlich viele enttäuschen wird, wer sich voll und ganz darauf einlässt bekommt jedoch einen wirklich unangenehmen fiesen kleinen Independentfilm, der auch noch für einige unruhige Stunden sorgt, nachdem der Fernseher ausgeschaltet ist.

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