Ja, das Marketing zu Criminal Squad (im Original treffender: Den of Thieves) war reißerisch und versprach jede Menge muskelbepackte Kerle die in testosterongeschwängerten Actionszenen eine Bank ausrauben. Auch die Heat-Ähnlichkeiten waren nicht abzuweisen, weswegen das Projekt bereits im Vorfeld von uns als Uninteressant abgetan wurde. Nun wollte es der Zufall jedoch, dass wir in unseren Michael Mann Retrospektive gerade sein Opus Magnum Heat in einem umfangreichen Text zelebriert haben und richtig Lust auf Heist Filme bekommen haben. Also haben wir uns für euch zum Heimkinostart Criminal Squad angesehen und sind schockiert.
Schockiert nicht weil der Film unfassbar schlecht ist, sondern weil das Marketing ihn als völlig anderen Film angepriesen hat. Hinter dem Film von Christian Gudegast versteckt sich kein aufgeblasener Actionfilm, sondern ein spannender Heist-Thriller mit dosierter und richtig guter Action, die kurzzeitig die Klasse von Heat erreicht. Natürlich, die Geschichte ist weitaus aufgeblasener als sie sein müsste, weswegen sich die 140 Minuten im Extended Cut stellenweise wirklich zäh gucken lassen. Natürlich ist Criminal Squad im Kern ein neumalkluger Film, der den Zuschauer unbedingt mit einem Twist überraschen will, aber wenn man davon absieht bemerkt man etwas durchaus ungewöhnliches für diese Anzahl an Charakteren.
Der Film interessiert sich für seine (beiden) Hauptcharakter und gibt ihnen Hintergrund und eine emotionale Ebene, die durch etliche Szenen nach der Eröffnungsschießerei etabliert werden, bevor es dann endlich in Richtung Finale geht. Dieses nimmt tatsächlich die komplette letzte Stunde ein und plustert sich mit einem Kansas City Shuffle auf, um in einen schweißtreibenden Raub überzugehen und dann letztendlich mit einem Shootout zu enden. Und dort gelingt es Criminal Squad tatsächlich ganz knapp im Fahrwasser von Heat zu schwimmen. Kugeln peitschen durch die Gegend, die Schüsse erschüttern die Heimkinoanlage und die Musik setzt erst nach ein paar Minuten ein, was die Intensität ohnehin enorm steigert.
Generell pulsiert der Score von Cliff Martinez über den kompletten Film und setzt wie Herzschläge mit wummernden Bässen und tiefem Drohnen durch die Lautsprecher. Etwas überlang wird die Geschichte mit einem, wie bereits erwähnt, letztem Twist aus der Mottenkiste beendet und alle Ampeln für ein Sequel stehen auf grün. Und tatsächlich haben wir da mächtig Bock drauf, denn auch wenn Criminal Squad ein waschechter Heat in der Proletenversion ist. Er trägt sein Herz am richtigen Fleck und hat die Inszenierung von Action und Thrill verstanden. Keine schlaue Angelegenheit, aber sehr sympathisch. Und so entfesselt hat man Gerard Butler noch nie gesehen.
Kurze Details zur Veröffentlichung: Es ist sehr löblich von Concorde, dem deutschen Konsumenten jede Fassung des Films zur präsentieren. Auf der Bluray findet ihr auf zwei Discs findet ihr die deutsche Kinofassung (124 Minuten), die US-Kinofassung (140 Minuten) und die Unrated Fassung (148 Minuten).
[amazon_link asins=’B07934WHSH,B07D9QP8HV,B079JPFSQ6,B079JGMVWQ‘ template=’ProductCarousel‘ store=’de-1′ marketplace=’DE‘ link_id=’ed36ff78-6f3e-11e8-a090-3b62b39dbf0b‘]
Die Bildrechte obliegen dem Verleih ©Concorde Home Entertainment