„Cube“ von 1997 ist ein ganz und gar einzigartiger Film, ein Prädikat, das ihm allein schon wegen seiner Produktionsumstände gebührt: „Cube“ entstand als Independentproduktion mit Mikrobudget, ist jedoch keineswegs von der Sorte Film, die ihre finanzielle Basis zur billigen, aber meist blutigeren Reproduktion altbekannter Muster einsetzen, nein. Vielmehr nutzten die Macher des Films ihre eingeschränkten Mittel einzig zur Verwirklichung eines wahrhaft eigenen Konzepts. Ein Konzept, das derart abstrakt erschient, dass „Cube“ oftmals das Label eines „Science-Fiction-Films“ erhält und in direkter Abstammungslinie mit anderen derartigen Werken steht, die ihr Narrativ innerhalb einer zuvor absolut gesetzten, hermetischen und damit ausweglos wirkenden Zerr-Realität entfalten. Es lassen sich vor allem Werke aus dem Bereich des Mysterygenres nennen, dem sich „Cube“ zweifelsohne anrechnen lässt, wie aus folgender Synopsis hervorgehen dürfte.
Mehrere Personen erwachen nacheinander an einem ihnen völlig unbekannten Ort. Dabei handelt es sich nicht, wie man zuerst ahnen könnte, um einen bei Entführungen üblichen Keller oder ein ähnliches improvisiertes Gefängnis, sondern um eine gigantische Struktur aus tausenden von miteinander verknüpften Würfeln. Nach einiger Zeit finden sich die Gefangenen zu einer Gruppe zusammen und müssen erkennen, dass sich ein Ausweg so schnell nicht finden lässt; ein Kampf ums Überleben beginnt spätestens dann, als das Labyrinth seine tödlichen Geheimnisse zu offenbaren beginnt…
Die „Cube“ zugrunde liegende Prämisse prädestiniert den Film selbstredend als Kammerspiel, dessen Dynamik sich aus den Wechselwirkungen und Entwicklungen unterschiedlichster Charaktere auf engstem Raum in Grenzsituationen („Der Gefangene als Laborratte“) ergibt; tatsächlich wirkt der Film über seine gesamte Laufzeit wie ein Theaterstück, das mit seinem kryptischen Nicht-Ort-Bühnenbild und der rätselhaften, einzig einer inneren Logik folgenden Handlungsstruktur mehr als einmal an das im Fahrwasser des Existenzialismus schwimmende absurde Drama eines Samuel Beckett erinnert, bleibt jedoch trotz aller derartiger Verweise fest im Genre des Mysteryhorrorfilms verankert. Besonders an „Twilight Zone“ fühlt man sich erinnert, während die in die Würfel integrierten Fallen Muster das einige Jahre später populär gewordenen „Torture-Porn-Genre“ vorwegnehmen. Besonders angenehm ist der Verzicht auf das bloße martialische Zurschaustellen von Verstümmelungen, dessen einzige Wirkung im Hochrollen unserer Zehennägel besteht – „Cube“ lässt letztlich im richtigen Maße mehr Fragen offen als beantwortet werden. Eine echte Thrillerperle.
Empfehlenswert für Halloween weil: Filme wie „Saw“ ohne „Cube“ undenkbar wären. Wer Lust auf düstere, twistreiche Unterhaltung in bester „Twilight Zone“-Manier hat, kommt voll und ganz auf seine Kosten.
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