Horror ist in Denzel Washingtons Filmographie nirgendwo zu finden. Eine einzige Ausnahme bildet Dämon – Trau keiner Seele, der im Jahr 1998 unter der Regie von Gregory Hoblit in die Kinos kam. Verständlich, dass Washinton seit dem nie wieder das Horrorgenre berührte, denn der Film entpuppte sich als fataler Kassenflop. Gerade mal die Hälfte seines Budgets konnte der Horror-Thriller weltweit einspielen. Vermutlich konnte er seinen Erfolg in der Heimkinoauswertung nachfeiern, denn bis heute hat der Film einen kleinen Kult-Status.
Detective John Hobbes besucht den Serienkiller Edgar Reese am Tage seiner Hinrichtung, für dessen Festnahme Hobbes verantwortlich war. Reese wird vergast, doch seine Seele irrt als Dämon in anderen Wirten weiter. Eine neue Mordserie beginnt, die Hobbes an den Rande seines Verstandes treibt.
Regisseur Hoblin hat bereits zwei Jahre zuvor mit Zwielicht ein psychologisches Verwirrspiel inszeniert, das spannungsvoll mit Verdächtigung und Identität gespielt hat. Bei Dämon tut er Ähnliches, was jedoch erst in seiner zweiten Hälfte deutlich in den Mittelpunkt rückt. Bis dahin glänzt sein Horror-Thriller an fantastischen, atmosphärischen Bildern die Drive-Director of Photography Newton Thomas Sigel zum dahinschmelzen in Szene setzt. Vieles erinnert an Finchers Sieben oder Demmes Das Schweigen der Lämmer, denn der nihilistische Grundton ist ebenso fesseln und unmissverständlich. Irgendeine Art von thematischer Vertiefung sollte jedoch nicht erwartet werden. Denn Dämon betrachtet sich als reinen Unterhaltungsfilm und düsteres Popcorn-Kino.
Großartig, wie immer, ist Denzel Washinton in der Hauptrolle. Sein charismatisches Auftreten ist auch in diesem Film essenziell für die Emotionaltät der gesamten Geschichte, die ohne ihn vermutlich ebenso halb-gar wie das eher durchschnittliche Drehbuch ist. So zumindest in seinen ersten zwei Dritteln. Denn begibt sich der Horror-Thriller erst in Richtung Showdown, wird sein wahres Potential ausgeschöpft, das in diesem Maße bereits viel früher hätte aktiviert werden können. Dort entfaltet sich Dämon zu einem hochspannenden psychologischen Verwirrspiel, das die viel zu späte Entscheidung trifft den Zuschauer nicht allwissend sein. Viel zu oft entriss die Spannung durch POV-Shots des Dämon, die jegliche Paranoia und Bedrohung gemildert hat. Doch somit bleibt der Film ein überaus unterhaltsamer Blockbuster, der seine Spannungsmomente nicht immer auszureizen weiß. Sehenswert ist Dämon – Trau keiner Seele aufgrund seines großartigen Casts, seiner fantastischen Ästhetik und seines Twist-reichen Finales allemal.
Regie: Gregory Hoblit
Produktion & Drehbuch: Nicholas Kazan
Darsteller: Denzel Washington, John Goodman, Donald Sutherland, James Gandolfini, Elias Koteas
Bildgestaltender Kameramann: Newton Thomas Sigel
Komponist: Tan Dun
Altersfreigabe: ab 16
Laufzeit: 123 Minuten
Veröffentlichungsjahr: 1998
Budget: 46 Mio. USD
Box Office: 25,2 Mio. USD
Alle Bildrechte obliegen dem Verleih ©Warner Bros.