Sven Taddicken ist nach seinem Erfolg von Gleißendes Glück zurück und inszeniert wiederholt ein komplexes Beziehungsdrama, dass das deutsche Kino mit einem knochenschweren Diskurs bereichert. Das schönste Paar läuft ab dem 2. Mai in den Lichtspielhäusern.
Das Leben eines Paares wird erschüttert, nachdem die Frau im Sommerurlaub vor den Augen ihres Mannes vergewaltigt wird. Zwei Jahre später scheinen sie über den Vorfall hinweg zu sein – bis der Mann den Täter bei sich in der Heimatstadt wieder sieht und ihm nachgeht.
Nach altbekannter Hitchcock-Manier baut sich das Drama nervenaufreibend, dennoch ruhig auf und verlässt sich, neben dem messerscharfen Drehbuch, auf seine zwei Hauptdarsteller. Diese, Maximilian Brückner und Luise Heyer, überzeugen sowohl einzeln, als auch gegenüber als entrissenes Paar, das die Kluft zwischen einander nicht wahrnehmen möchte. Dabei schaffen sie eine Mitte zwischen Distanz und Nähe, die schlichtweg begeisternd ist. Und wo der Cast an dieser Stelle vollends stimmig wirkt, ist die Besetzung des Vergewaltigers einer der größten Dorne im Auge.
Definitiv spielt Newcomer Leonard Kunz den Täter alleinstehend überaus gut. Dafür nutzt er eine überraschende Zurückhaltung für die Authentizität, die seinen Charakter so greifbar macht. Doch gegenüber dem Paar, das sich ihm und seinen zwei Freunden untergeben haben, geht jegliche Glaubwürdigkeit verloren. Somit benötigt der Film knapp die Hälfte seiner Laufzeit um emotional nachempfunden werden zu können – und das nur, weil die anfängliche Vergewaltigungsszene weiter in Vergessenheit gerät.
Ein weiteres Problem hat der Film mit seiner Visualität, die zwischenzeitlich den Anschein erweckt, man sehe sich einen Fernsehfilm an. Das mag durchaus ein geradezu „normales Problem“ für den deutschen Film sein (wie man es aktuell auch bei Atlas beobachten kann, dessen Optik dem hochwertigen Drehbuch nicht gerecht wird), doch ist das trotz alledem keine Entschuldigung. Denn selbst ein Fördermittel-freies Regiedebüt, wie Heute oder morgen, schafft jenen visuellen Sprung mit den Mitteln, die ihm gegeben sind. Zum Glück jedoch ist dem Ganzen am Ende einigermaßen verziehen, denn die gesamte Entwicklung, Zuspitzung und Auflösung des Beziehungsdramas ist schlichtweg zu überragend, um enttäuscht zu sein.
Das schönste Paar ist sicherlich kein grandioser Film, denn dafür sind manche Schwächen zu präsent. Im Gegenzug dafür ist sein Darsteller-Duo, ebenso wie sein stimmig konstruiertes Drehbuch definitiv beachtlich und intensiv. Für seine Wirkung und Überzeugung ist es demnach der Kinogang trotzdem wert.
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