Woody Allen hat es vorbildlich nachgemacht: Beim Durchstöbern der herausragenden Vita des Billy Wilder ist es oft eine Überraschung, ob ein Film leicht verdaulich bleibt oder zynische Formen annimmt. Sein Klassiker mit dem wahrscheinlich berühmtesten Filmmotiv der Welt, Monroes U-Bahnschacht-Manöver in Das verflixte 7. Jahr, ist sogar beides zugleich.
Es ist Sommer in Manhattan. Die Frauen verlassen mit ihren Kindern die Großstadt, um sich erholsame Wochen auf dem Land zu machen, während die Männer hart schuftend in der Weltmetropole verweilen. Scheinbar. Denn das abgrundtiefe Verlangen nach ungehemmten Auslebungen steigt jedem verheirateten Mann während der heißen Tage erheblich zu Kopf. So geht auch Richard Sherman, gespielt von Tom Ewell, dessen bildhübsche Nachbarin ihm wahnwitzig den Kopf verdreht, wortwörtlich.
Wilder hatte schon immer ein Sinn für persiflierende Geschlechterrollen. Der Protagonist Richard überspitzt dafür jenen Stereotypen von Mann nach großartiger Slapstick-Manier. Geradezu bloßstellend ist seine Darstellung für das sexuelle Verlangen, das sich hier Traumwelten erschafft, um sie im selben Moment zu legitimieren und letztlich verharmlost, wenn nicht sogar bestreitet. In seinen Augen ist er fähig ein unwiderstehlicher Charmeur zu sein, doch lebt er es gutredend für das Zusammenleben seiner Familie nicht aus. Für jene psychoanalytische Darstellung muss letztlich Marilyn Monroe hinhalten, die aufgrund ihrer surrealen Erscheinung auch keinen Namen trägt. So fühlt sich oft auch an, als würde sie gar nicht existieren. Das macht die fantasievolle Alltagsauslebung des Protagonisten ebenso hanebüchen.
Von Beginn an ist Wilders Humor auf Hochtouren. Sein Überspitzes Gesellschaftsbild zieht beinahe von alleine jegliche Gags aus den Hut. Hin und wieder mag das zwar auch etwas anstrengend sein, doch bleibt die Qualität des Humors durchweg erhalten. Beeindruckend ist besonders seine Themenanschneidung, bspw. auf den Drang nach Selbstbefriedigung, was zwar unausgesprochen bleibt, doch mit solch offensiven Andeutungen in keinem anderen, amerikanischen Film dieser Zeit zu sehen ist. Zum Glück jedoch konnte sich Wilders Inszenierung durchsetzen, die passender Weise jede Ecke gleichermaßen beleuchtet.
Ja, Hollywood konnte auch zu solch streng zensierenden Zeit, wie die der Goldenen Ära, ordentlich auf die Kacke hauen – wenn auch nur unterschwellig. Dafür reicht es für Das verflixte 7. Jahr vollkommen aus, um auch heute noch nichts an seiner Aktualität zu verlieren. Wenige Filme können so gnadenlos-gut altern.
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„Ja, Hollywood konnte auch zu solch streng zensierenden Zeit, wie die der Goldenen Ära, ordentlich auf die Kacke hauen – wenn auch nur unterschwellig.“
Gerade im Bereich der Komödie, war diese Zensur eigentlich ein wahrer Segen. Denn dadurch, dass man irgendwie um die Themen herumdrucksen musste, entstanden ja erst diese lustigen Szenen. Merkt man ja auch heute. Nur weil man alles machen darf und kann, heißt das noch lange nicht, dass man auch alles machen sollte. Diese Unterschwelligkeit würde den Komödien von heute durchaus gut tun. Denn einfach nur übers „Ficken“ zu labern, ist nie wirklich witzig. Wenn man das ganze aber anders verpackt, kann daraus große Comedy entstehen.