Wenn es ein Subgenre im Horror gibt, das so inflationär genutzt wurde wie Found Footage. Immerhin ist es auch eine simple Technik mit wenig Geld eine Idee umzusetzen. Doch gerade in der Masse an Filmen findet man kaum noch frische Ideen gerade wenn Teil XZ von Paranormal Activity durch das Kino gerauscht ist, irgendein Bigfoot in einem Wald von einer Studententruppe gesucht wird aber in den verschwommenen Takes aus Budget Gründen nicht zu sehen ist oder euch billig versucht wird zu erschrecken in dem etwas vor der Kamera auftaucht.
Dass man dann als Kinogänger kein Bock auf die Einnahme von Reisetabletten hat ist absolut logisch und auch die mangelnde Bereitschaft sich von einem als Geheimtipp angepriesenen Found Footage Film zu überzeugen, wenn es oft so war, dass euch das trotz Lobeshymnen nicht abgeholt hat. Doch was wenn Deadstream dieser Geheimtipp ist? Wenn sich hier wirklich eine absolute Gaudi versteckt die auf dem Fantasy Filmfest schon für Furore sorgte und auf Shudder (ja es tut mir leid, dass so viele Tipps dieses Jahr von diesem Dienst stammen und das Abonnement in Deutschland extrem kompliziert ist) nun in Amerika den Leuten reihenweise Spaß beschert.
Nun gut, die bestmögliche Erfahrung wäre hier ein vollgepackter Kinosaal voller Menschen die Bock auf Schockeffekte, Schleim, Blut und Comedy haben. Diese Zutaten vereint Deadstream nämlich so unterhaltsam, dass selbst Sam Raimi stolz sein muss. Der Influencer Shawn will nach einer rassistischen Entgleisung seine Hatewelle wiederzumachen und hofft auf das Geld eines neuen Sponsors. Dazu muss er eine Challenge livestreamen die folgendes besagt: Er muss eine Nacht in einem verfluchten Haus verbringen und jedes Geräusch, jeden Schatten untersuchen. Klingt bescheuert, aber dieses Set-Up wandelt Deadstream in absolutes Gold um.
Beginnen tut es mit einem reizüberflutenden Kontakt bescheuerter Internet-Challenges über das ein Entschuldigungsmonolog läuft und kurz danach befindet sich Shawn bereits vor dem Haus das eine dunkle Geschichte mit sich bringt. Alles hier erinnert ein wenig an Tanz der Teufel. Der Hauptdarsteller ist gleichzeitig auch Regisseur, Editor und hat den Soundtrack komponiert. Zusammen mit seiner Frau und Freunden die allesamt praktische Effekte machen wurde hier mit überschaubarem Budget eine Achterbahnfahrt inszeniert.
Die ist durch die Interaktion mit dem Chat des Livepublikums wirklich witzig, baut seine Spannungsszenen gezielt auf und schockt euch wann es sein muss und wenn die Sache eskaliert gibt es feinsten Slapstick Gore und ein kreatives matschiges Creature Design. Dass der Spaß nach knapp 80 Minuten schon vorbei tut sein übriges. Es bleibt zu hoffen, dass sich in Deutschland schnell ein Rechteinhaber findet, damit ihr schnellstmöglich in den Genuss kommt. Auch wenn die Idee reduziert ist, kleinere Überraschungen schon bekannt sind aus diversen Filmen bekannt sind und im Mittelteil kurz durchhängt macht Deadstream einfach Spaß. Ein kleiner intensiver Film, der das Beste seiner Vorbilder vereint und ein deftige Sause darstellt. Das Skript ist cleverer als gedacht, die Found Footage Immersion ist clever aufgelöst und wenn ihr ohnehin über Over the Top Gore lachen könnte, dann wohl bekomms.
Regie: Joseph Winter, Vanessa Winter
Drehbuch: Joseph Winter, Vanessa Winter
Darsteller: Joseph Winter, Melanie Stone
Score Composer: Joseph Winter
Cinematographer: Jared Cook
Altersfreigabe: 18
Lauflänge: 87 Minuten
Erscheinungsjahr: 2022
Budget: Unbekannt
Box-Office: Unbekannt
Die Bildrechte obliegen dem Verleih ©Shudder