Wäre Itsy Bitsy in diesem Jahr entstanden, könnte man ihm beinahe blanken Ideenklau attestieren, denn mit Sting kam in diesem Jahr ein ganz ähnlicher Film sogar in die Kinos, der auch an Etikettenschwindel erinnerte. Etikettenschwindel nicht, weil die Spinne nicht in dem Film vorkommt, sondern sich die Inszenierung eher als Familiendrama mit leichtem Spinneneinschlag als ein Creature Feature mit leichtem Familiendrama versteht. Itsy Bitsy wurde allerdings schon im Jahr 2019 gedreht und findet nun den Weg in die deutschen Handelsregale.
Itsy-bitsy spider climbed up the water spout
Down came the rain and washed the spider out
Out came the sun and dried up all the rain
And the itsy-bitsy spider climbed up the spout again
So ein klassisches Folklore und Kinderlied in Amerika, das auch als Country-Variante Einzug in den Abspann von Arac Attack fand. Und der Name soll zumindest inhaltlich Programm sein, wenn eine Mutter nach Strapazen und dunkler Vergangenheit mit ihren Kindern in ein Haus zieht, in dem dummerweise auch eine dämonische Spinne haust und seine neuen Untermieter ganz und gar nicht leiden kann. Was also eine perfekte Vorlage für Terror der mit Kindheitsängsten und menschlichen Phobien spielen könnte, aufgrund der jüngeren Figuren wäre, ist letztendlich nur ein sehr sehr lahmes und plattes Drama geworden.
Mutti hat natürlich in ihrem Leben Probleme gehabt und versucht diese nun erfolgreich mit einem Tapetenwechsel zu verdrängen. Doch die Erziehung zweier Kinder stellt sie der Herausforderung entgegen, mit ihren alten Dämonen fertig zu werden und die Familiendynamiken nicht zu zerbrechen. Warum sich Itsy Bitsy dafür aber sage und schreibe 70 Minuten Zeit nimmt, weiß wahrscheinlich nur Regisseur Micah Gallo selbst. Die Motive sind dabei bereits etliche Male erzählt wurden und bremsen den Erzählfluss, der eigentlich im Film verborgen liegt. Denn wenn der achtbeinige Antagonist endlich den Platz in der Handlung bekommt, braucht sich der Film vor Genregrößen gar nicht verstecken.
Itsy Bitsy ist nämlich, bis auf wenige Ausnahmen mit grausigem CGI, ein richtig tolles Showcase für praktische Monstereffekte geworden. Mit einer tollen animatronischen Puppe, saftigen Wunden und atmosphärischem Einsatz für Spinnweben in allen Ecken und Kanten des verwinkelten Hauses. Nur wartet man als Zuschauender letztendlich viel zu Lange bis die Geschichte endlich in den Gang kommt und wird letztendlich nicht befriedigt, da 15 Minuten Monsteraction nicht nur zu wenig sind, sondern auch in der Inszenierung nicht spektakulär genug geraten sind. Da wartet nur viel verschenktes Potenzial, trotz toller Effekte und guten Darstellern. Ähnlich wie Sting also ein kleine Mogelpackung die das Herz am rechten Fleck trägt, aber zu unfokussiert als reiner Horrorfilm funktioniert, aber auch als Drama mit Horroreinschlag versagt.
Regie: Micah Gallo
Drehbuch: Jason Albino, Bryan Dick, Micah Gallo
Produktion: Jesse Curl, Lori Gallo, Nelson Diaz, Nick Ford
Darsteller: Bruce Davison, Denise Crosby, Elizabeth Roberts, Arman Darbo
Bildgestaltender Kameramann: Marcus Durian
Komponist: Garry Schyman, Frederik Wiedmann
Altersfreigabe: ab 16
Laufzeit: 95 Minuten
Veröffentlichungsjahr: 2019
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