Adam Wingard lieferte mit The Guest einen der coolsten Streifen unseres Milleniums ab und konnte uns ebenfalls mit dem grandiosen Slasher Youre Next verzaubern. Vor Death Note inszenierte er das Sequel Blair Witch, dem ich auch noch einiges abgewinnen konnte, da er besonders durch sein Sound-Design für intensiven Terror sorgen konnte. Dass er es sich mit seiner Neuverfilmung von Death Note im Fan-Kreis unbeliebt macht, war absehbar und doch war leider jede Angst berechtigt, denn hier schafft es nicht zu überzeugen.
Das beste Attribut, das man Death Note zusprechen kann ist, dass man erkennt wer diesen Film gemacht hat. Wingard webt sich wieder kuschelig in Neon-Bilder ein, garniert uns raffinierte 80´s Sound Montagen und beweist erneut seine Liebe zu handgemachten Splatter. Daraus ergeben sich definitiv geile Einzelmomente die das Potenzial immer wieder vor Augen halten. Doch leider ist alles abseits dieser Lichtblicke nicht weniger als ein komplettes Desaster.
Wir sind keine Referenz für den Vergleich mit dem Original, was heißt, dass es nicht ausschlaggebend für uns war wie das Ausgangsmaterial umgesetzt wird. Neuverfilmung ist gleichzeitig eine Adaption und zum adaptieren gehört nun mal auch die Veränderung des Ausgangsmaterial. Doch ganz gleich wie markant die Änderungen sind, Death Note ist einfach öder Film. Platter Göttersymbolismus, eine kitschige Liebesgeschichte die selbst von Nicholas Sparks nicht schnulziger hätte erzählen können und eine so gehetzte Narration, dass Charakterentwicklung und Vertiefung auf der Strecke bleiben. Eine komplette Serie wird in knapp 100 Minuten heruntergerattert, gefüllt mit peinlichen Momenten und genretechnischer Unausgegorenheit.
Kurzzeitig eine schnulzige Romanze, dann beinharter amüsanter Splatterspaß und manchmal auch ein Vater-Sohn-Drama. Keine Komponente fügt sich passend zu einem großen Ganzen. Death Note funktioniert nur wenn Wingard auch ordentlich auf die Kacke haut und uns das zeigt, dass wir bei ihm eigentlich erwarten. Atticus Ross´ Score ist toll, der Einsatz von „The Power of Love“ am Ende war kaum poetischer zu genießen und wenn es dann zur ersten Enthauptung kommt, haben Gorehounds immerhin kurz Spaß gehabt. Als nächstes zeigt uns Adam Wingard das Remake von I saw the Devil, danach Kong vs Godzilla. Doch so langsam bekomme ich es mit der Angst zu tun, dass wir von ihm nie wieder einen modernen Klassiker zu Gesicht bekommen.
Death Note bestätigt die Netflix Flaute erneut und zeigt uns, dass auch die besten Filmemacher unserer Zeit kaum die Chance haben uns mit Netflix-Aufträgen zu verzaubern. Wir empfehlen alternativ: The Guest, Youre Next und V/H/S 2.
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2 comments
Ich kenne das Original und bin ein großer Death-Note-Fan, habe aber auch versucht mir ‚objektiv‘ Gedanken zu machen. Wahrscheinlich hätte der Film eher gelingen können, wenn Wingard versucht hätte die Story zu entschlacken. Death Note war eine relativ lange Manga-Reihe und ein Anime mit um die 36 Episoden … das in 100 Minuten zu pressen ist schon ein bisschen zuviel, was er sich da vorgenommen hat. Wingards Stil, das Gespür für Visuelles und Atmosphäre kann man ihm nicht abstreiten, aber ich muss gestehen, dass mir The Guest storytechnisch wenig zugesagt hat. Als Fan von Death Note muss ich aber auch sagen, dass sie nicht das beste aus der Serie rausgeholt haben. Das geile detektivische Katz-und-Maus-Spiel hat er fast vollkommen ausgelassen und gegen ein bisschen Splatter getauscht, das ist ziemlich schade. Aber bei drei Drehbuchautoren habe ich auch so ein ungutes Gefühl. Viele Köche … und so. Und das ist der
schamlos eingefügter Artikel von mir zu dem Film
The Guest war inhaltlich auch nur eine Verbeugung zu den 80er Jahre Exploitationern, aber audiovisuell ist der umwerfend. Jede Szene ist da geil. Ich liebe es wenn Wingard mit Musik umgeht (wie hier beschrieben) aber seine Tendenz macht mir Angst. Hoffentlich kehrt er zum alten Muster zurück. Wobei man ja leider nicht sagen kann, welche Bedingungen Netflix gestellt hat….